Dienstag, 30. November 2010

Sufjan Stevens – The Age of Adz


erschienen am 12.10.2010 via Asthmatic Kitty
Es gibt Alben, die berühren einen ganz, ganz tief drinnen. „Illinois“, Sufjans letzter Beitrag zu seinem 50-States-Projekt, war bzw. ist so eines. Es erzeugt vom ersten bis zum letzten Takt eine perfekte Atmosphäre. Wenn er im Track „Come on! Feel the Illinoise“ mit den Worten “… and ich cried myself to sleep last night” das Finale einläutet, möchte man am liebsten gleich mitheulen – und das ist bei weitem nicht die einzige Stelle.
Dass er diese Messlatte mit „Age oft he Adz“ unmöglich höher legen konnte, war mir bewusst, bevor ich den ersten Ton davon hörte. Dennoch war ich nach der EP „All delighted people“ positiv überrascht. Da waren sie wieder, diese brüchigen und doch opulenten Songs, die einen in ihre ganz eigene Welt mitnahmen. Wenn schon keine Steigerung, dann wäre ich mit einer gleichwertigen Platten auch hochzufrieden gewesen. Was soll ich sagen … Ich bin selten so enttäuscht worden.
Sufjan verschanzt sich auf seiner neuen LP leider hinter Tonnen von elektrischen Störgeräuschen und fragwürdigen Beats. Diese bringen die Songs nicht weiter, sondern erdrücken sie eher. Man kann nur erahnen, wie großartig das Songmaterial mit vernünftiger Instrumentierung klingen könnte. Lieder wie „Age of Adz“ oder „Now that I’m older“ sind einfach eine Zumutung. Das von den Kritiker hoch gelobte 25-Minuten-Werk „Impossible Soul“ wäre um einiges schöner, wenn es in einzelne Songs aufgeteilt wäre und das eingängige „Too much“ ist für Sufjan-Verhältnisse gehobenes Mittelmaß.
Ich hoffe, dass dieses Werk nur eine kurz Phase der Verweigerung darstellt und sich Herr Stevens in Kürze wieder auf seine Stärken besinnt. Für dieses Trauerspiel gibt’s einen von fünf Sternen. Und das tut mir vermutlich mehr weh als ihm.

Freitag, 26. November 2010

Get Well Soon live @ Manufaktur in Schorndorf


Es gibt glaube ich keine Band die passendere Musik zur kalten Jahreszeit macht Get Well Soon verbindet die Düsterheit des Winters mit der häuslichen Wärme des Advents und genau diese Stimmung erwartet man auch wenn es dann zu nem Live Konzert geht.

Aber von Anfang an. Die Vorband war ein Berliner Songwriter David Lemaitre (wichtig französisch aussprechen), der den Abend stimmungsvoll eröffnete. David überzeugt vor allem durch die Spannweite seiner Songs. Mal klassisch ein Mann mit Gitarre und mal mit elektronischen Spielereien im Background. Wie in dem meiner Meinung nach besten Song "Jacques Cousteau".

Dann war es soweit Get Well Soon enterten die Bühne und sie bestehen zum Teil aus sehr vielen Leuten und noch viel mehr Instrumenten, die die Bühne komplett einnahmen. Um es vorweg zu nehmen vom ersten bis zum letzten Song haben Get Well Soon es geschafft das Publikum in ihren Bann zu nehmen. Dies äußerte sich durch bedächtiges (nahezu andächtiges) Schweigen während der ruhigen Songs (siehe Bild oben). Ansagen waren rar gesäht weil "Ihr ja alle auf die S-Bahn müsst". Ansagen sind mir aber auch nicht wichtig. Viel mehr hätten sie die Stimmung gestöhrt. Schnellere Songs wie z.B. "We Are Ghost" (einer meiner Lieblingssongs) wurden aber auch ordentlich abgerockt.


Jedoch lag das Hauptaugenmerk hauptsächlich auf das vermitelln von noch voradventlicher Wärme. Was auch meiner Meinung nach gerade durch Songs wie "We Are Free" , der sehr mythisch daher kam, vermittelt werden konnte. Die Songs zeichneten sich alle durch ein herrvoragendes Arrangement und Timing aus. Nur Schade das einer meiner Lieblingstracks "It's Just Friendly Fire" fehlte. Das große Finale war dann "We are the Roman Empire" das nochmal das ganze Potential von Konstantin und seinen Mitstreitern verdeutlichte.


Meine reizende Konzertbegleitung meinte im Anschluss zu mir: "Sorry dass ich während des Konzerts nicht viel redete! Ich wollte die Stimmung genießen." (möglich das der Wortlaut etwas anders war) aber ich glaube dieser Satz beschreibt das Konzert am Besten. Da ich Get Well Soon Anfang des Jahres schon sah, haben mir jedoch etwas die wunderbaren Videos von der Frühjahrs Tour gefehlt. Die Stimme die einem hinterherruft "YOU MUST CHANGE YOUR LIFE" hat leider auch gefehlt. Trotzdem war es wieder ein besonderes Erlebnis.

... und heute hat es geschneit!

Donnerstag, 18. November 2010

Beady Eye - Bring The Light (Single)

erschienen am 12.11 über Beady Eye Records Ltd.


Ich erinnere mich sehr gerne an die 90er, als ich zum 1. mal Liam's Stimme durch die Boxen dröhnen hörte. Ich kannte Oasis natürlich schon vor "Be Here Now" aber dieses Album war ein nahezu transzendete Erfahrung. Man lernte gerade so mit englishen Vokabeln umzugehen und die Welt war ein aufregender Ort, und mein Soundtrack dazu kam durch jeden einzelnen Song von "Be Here Now". Als ich dann die früheren Alben "Definitely Maybe" und "What's the Story..." gekauft und gehört hatte war mein Herz auf ewig Liam's Stimme und Noel's Gitarre verfallen. Von da an hab ich alles gemacht um die Lads zu sehen immer und überall... ja bis letztes Jahr "Rock Am See" :-( . Genug der Nostalgie ... (verdammt ich hätte bei Facebook gestern ein Noel Comic Bild als Profilbild nehmen sollen :-) ) Oasis war einmal jetzt gibts nen neun Track von our Kid Liam mit seiner Band Beady Eye... und meine Erwartungen sind hoch... sehr hoch.

Beady Eye besteht aus der Insolvenzmasse von Oasis. Gem und Andy sind also mit von der Partie. Chris Sharrock an den Drums und Jeff Wootton, der bereits bei den Gorrillaz basste, kompletieren das klassische Line Up. Man muss leider festhalten dass es sich bei dem Song um einen klassischen Liam Song handelt. Leider nicht wie "Songbird" , der eine großartige Beatlesomage ist, sondern es geht eher in Richtung "Ain't Got Nothing" oder "the Meaning of Soul". Er ist also eher rough und weit entfernd von einer Ballade. Dem Song ist anzumerken das Liam fanatischer Beatles Fan ist ohne jedoch annähernd daran anknüpfen zu können. So schwer es mir fällt aber das 50er Jahre Keyboard im Hintergrund kommt mir vor wie aus einem Spaghetti Western entwendet. Nevertheless ist der Song auf jeden Fall tanzbar und Catchy auch wenn es keine angetrunkene Oasis Mitgröhl Hymne ist. "Baby Come On" ist beim besten Willen keine geglückte Hookline. Das Video ist auch fertig aber leider in meinem Land nicht verfügbar. :-) (Danke Sony, Gema oder wer auch immer...)

Es bleibt die Hoffnung auf das Album, das Anfang nächsten Jahres erscheinen wird. Daher bekommt die Single von mir auch nur 2 mickrige Sternchen. Es ist also noch nicht alles verloren lieber Liam. Man sagt auch "alte Liebe rostet nicht" daher sollte das Album auch eher suboptimal sein, werde ich trotzdem um die halbe Welt fliegen um Dich live zu sehen.

In ewiger Dankbarkeit dass Du mich musikalisch auf den richtigen Weg gebracht hast.
Dein Andi.

Mittwoch, 10. November 2010

Jenny & Johnny - I'm having Fun now

erschienen am 28.10.2010 via Warner
Liebe Jenny,
Schlimm genug, dass aus uns beiden nie etwas geworden ist. Nun hast Du auch noch den mittelmäßigen Songwriter Jonathan Rice als Deinen neuen Lover auserkoren und mit ihm ein gemeinsames Album aufgenommen. Kann man ja mal machen, keine Frage. Nur der schale John-and-Yoko-Beigeschmack ist natürlich immer präsent.
Ein paar Hörduchgänge später hat sich mein Verdacht dann leider auch bestätigt. Johnathan zerrt Dir runter auf sein Niveau und zusammen braut ihr eine ziemlich schwülstige Soße aus verklebtem Schmalz, 08/15-Folk und uninspiriertem Singsang. Die erste Single „Big Wave plätschert zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus und auch der Großteil der restlichen Songs verdient das schlimmste Prädikat, das man einer CD verleihen kann: nett. Das ist Hintergrundmusik für eine Starbucks-Filiale. Nicht mehr, nicht weniger. Einzig der Song „New Yorker Cartoon“ überrascht mit tollen Lyrics und einer emotionalen Vortragsweise.
All das schmerzt natürlich besonders, wenn man daran denkt, was für großartige Alben Du mit Rilo Kiley und sogar solo aufgenommen hast. Wann fängst Du endlich wieder an zu rocken, Jenny? Wann nimmst Du endlich wieder Alben wie „The Execution of all Things“ oder „Rabbit Fur Coat“ auf? Am besten Du trennst Dich erst mal von diesem talentlosen Kerl. Dieses Album hätten wir beide doch viel besser hinbekommen.
Einen Stern gibt’s für Deine gefühlvolle Stimme und einen dafür, dass Du auf dem Cover Hotpants trägst. Mehr als zwei von fünf sind aber nicht drin, sorry. Es war wahrlich kein Vergnügen sich das anzuhören. So wie es aussieht hattest ja wenigstens Du Spaß.
In ewiger Eifersucht
Dein Marco

Samstag, 6. November 2010

Badly Drawn Boy - It's What I'm Thinking Pt.1 Photographing Snowflakes

erschienen am 5.11. über Edel Recor


Mr. E hat es vorgemacht. Trilogien scheinen im Trend zu liegen. Nun startet auch der vorzeige Lyriker Damon Gough alias Badly Drawn Boy in seine Trilogie namens "It's What I'm Thinking". Der erste Teil daraus ist jetzt erschienen und heisst "Photographing Snowflakes".

Die Platte beginnt mit "in Safe Hands" sehr verträumt und sphärisch, Gough's Stimme scheint wie aus dem Off eingesungen. Ich bin kein großer Freund von dieser Art die Vocals an den Mann zu bringen. Das ganze Album ist überfüllt mit Hall, Delays und Synthie Streichern, was meiner Meinung nach den Songs ihre Authentizität nimmt. Trotz dieser vielzahl an Spielerein wirkt das Album zu oft langweilig. Gerade der 6 minütige Titeltrack "It's What I'm Thinking" zieht sich wie Kaugummi. Wer also auf musikalische Abwechslung gehofft hat wird leider enttäuscht. Die Songs sind musikalisch alle eher langweilig aber textlich eine Offenbarung aller höchster Güte. Die Texte von Gough waren ja immer schon gut aber mit diesem Album hat er sich meiner Meinung nach selbst übertroffen. Zeilen wie diese "There's a savior in me, yet I can't save myself, so good luck whoever else believes in me" sind einfach schlicht weg großartig selbstreflektiert und gefühlvoll. Dazu würde auch seine Stimme sehr schön passen, wenn sie denn mal unverzerrt zu höhren wäre.

Nichtsdestotrotz (was für ein wunderschönes Wort :-) ) nehmen die Texte einen in den Arm und flüstern leise : "Alles wird gut!" ... recht haben Sie und bekommen daher von mir 5 Sterne. Das Album als Komplettpacket leider nur 3. Es bleibt ab zu warten was aus Teil 2 und 3 wird... ich würde mir ein Mann-mit-Gitarre Album wünschen... think about that Badly Drawn Boy.

Freitag, 5. November 2010

The Weepies - Be my Thrill

erschienen am 31.08.2010 via Nettwerk


Andi und ich haben uns neulich über unterschätzte Bands unterhalten. Meiner Meinung nach ist Deutschland ja ungeschlagener bzw. unschlagbarer Weltmeister im Bands unterschätzen. Da können Musikfreunde wie ich nur neidisch über den Teich blicken – die Amis machen uns mal wieder vor: Das hier besprochene, aktuelle Werk der Weepies ist nämlich gleich in der ersten Woche auf Platz 1 der iTunes-Charts gerauscht. Und das völlig ohne wildes Single-Brimborium. Da ist es natürlich meine kulturelle Pflicht diese (von mir schon seit vielen Jahren geliebte) Band dem ignoranten deutschen Pöbel vorzustellen. ;)
Zunächst vielleicht mal ein paar Worte zum Sound: Die Songs der Weepies lassen sich vermutlich am treffendsten mit den Worten sehnsuchtsvoll, melodieverliebt und organisch bezeichnen. Wer hierzu tanzen oder rocken will, ist an der völlig falschen Adresse. Man muss schon ein Freund von Schönklang sein, wenn man sich entscheidet tiefer in der Diskografie zu wühlen, keine Frage.
Das Album selbst entscheidet sich dann auch gleich für einen melancholischen Einstieg in Form von „Please speak well of me“, bevor das Tempo mit „When you go away“ leicht angezogen wird und Deb Talan und Steve Tannen einmal mehr unter Beweis stellen, wie großartig ihre Stimmen zusammenpassen. Überhaupt, diese Platte lebt genau wie ihre Vorgänger vom kongenialen Zusammenspiel der beiden Songwriter. Eines der Highlights stellt dann kurze Zeit später „I was made for Sunny Days“, welches exakt so klingt wie es heißt. Eine wirkliche Skipmöglichkeit bietet sich auch danach nicht. Das Niveau der Songs bliebt – wie auf jedem bisherigen Album des Duos – konstant.
Ein weiteres Ausrufezeichen in Sachen stimmungsvoller Popsong setzen die beiden mit „Not a Lullaby“, einem Schlaflied für ihr im vergangenen Jahr geborenes Kind. Auch der Schlusstrack „Empty your Hands“ hat es mit dem eingängigen Refrain und dem treibenden Rhythmus in sich. Zwei Kritikpunkte habe ich aber dennoch: Erstens fehlt hier ein Übersong wie „Gotta have you“ oder „Somebody loved“ und zweitens ist das Cover für Weepies-Verhältnisse extrem unansehnlich geraten. Das hindert mich natürlich trotzdem nicht daran 4 Sterne zu zücken und mich schon jetzt auf den nächsten Streich dieser Band zu freuen. Haaach, ich sollte Bundeskulturminister werden. Mindestens. :D