Jetzt ist es ja schon ein paar Tage her, aber ich muss dieses Ding hier noch schreiben – und zwar in erster Linie um mir selbst klar darüber zu werden, wieso mich der Tod von Beastie Boy MCA so mitnimmt – und trotzdem sich jetzt in vielen Nachrufen die Verfasser damit auseinandersetzen, dass sie jetzt „richtig betroffen“ sind wogegen die Tode von Whitney Houston und Michael Jackson sie eher nicht so stark betroffen hätten. Für Whitney Houston gilt bei mir Ähnliches, ich denke es liegt einfach daran, dass sie für mich als Jungen damals weniger Identifikationspotenzial geboten hat – aber bei Michael Jackson schon war es so und bei MCA geht’s mir genauso – Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre gab es für mich als Vorbilder verschiedene Helden der Popkultur: Batman, Spider-Man, Michael Jackson, Wolverine und eben auch die Beastie Boys – das waren meine Helden, die haben mir Orientierung gegeben in einer manchmal zu komplexen Welt, das war meine Kindheit, das war Ich – wer aus meiner Generation wollte nicht gern Parties feiern wie im Video zum Beastie-Boys-Song, wer stand nicht in Papas Slippern vor dem Spiegel und hat den Moonwalk geübt?
Und jetzt? Da stimme ich Joachim Hentschel von der Zeit (http://bit.ly/K9FYeB) zu: „Unfassbar seltsam fühlt sich das an. Wie die plötzliche Nachricht, ein Superheld oder eine Comicfigur sei gestorben. Die Beastie Boys, Tick, Trick und Track der Rapmusik: Sie sind nur noch zu zweit. Die grässliche, klinische Realität ist eingebrochen“ – der Weg scheint so unvermeidbar wie das eigene Erwachsenwerden, das Verlieren von Träumen. Natürlich ist das eine andere Art von Trauer, als wenn jemand stirbt, den man persönlich kannte. Ich habe mit Adam Yauch nie geredet, hab ihn nie als „echten“ Menschen kennen gelernt – aber trotzdem war er und seine Musik immer da, hat mich, auch wenn ich in meiner Jugend nie ausgesprochener Hip Hopper war, immer begleitet – mittags nach der Schule, als es noch Musikfernsehen gab Glotze an und mit dem „Intergalactic“ Video wurde der Tag ein bisschen schöner, „Sabotage“ noch auf dem großartigen „VIVA2“ – die Kunst der Beastie Boys war ja immer eine positive, eine schöne – eben eine Flucht aus dem Alltag – auch nach den Kindheitstagen. Gerade das letzte Album „Hot Sauce Committee Part 2“ habe ich sehr intensiv gehört – hat mir im letzten Jahr öfter als einmal ein Lächeln beschert – ehrlich, wie geil ist „Fight For Your Right Revisited!!! Ich weiß noch wie ich an einem Sommerabend mit Freunden nachts durch Stuttgart zum Fernsehturm gefahren bin, während das Album lief – unschlagbar – all das scheint jetzt auch zu enden, irgendwie – und so steht der Tod von MCA auch für das endgültige Ende meiner Kindheit und Jugend, dafür, dass Dinge enden – die Trauer ist eine andere als wenn der Opa stirbt aber sie ist echt.
Dass es anderen da ähnlich geht sieht man an der Unmenge von Berühmtheiten die ihrer Trauer Ausdruck verliehen haben – und ich fand z. B. auch das Coldplay Cover von „Fight For Your Right“ am Abend des bekannt Werdens von MCA’s Tod sehr berührend – auch wenn es natürlich gleich wieder Leute gab, die meinten, dass Coldplay eben auch auf den Trauerzug um der Popularität wegen aufspringen würden – echt jetzt… Coldplay… um ihre Popularität zu steigern… is klar! Chris Martin war 17 als die Sabotage Single raus kam – ich kann mir ganz gut vorstellen wie er zu dem Song mehr als einmal abgegangen ist, so wie doch eigentlich jeder von uns oder? Was ein Riff!!! Ok… gerade den Wikipedia Eintrag der Beastie Boys angeschaut… MCA steht das jetzt bei „Past Members“ … Adam Yauch starb am 4. Mai 2012 --- ich habe mich aber geirrt, sein Tod steht nicht nur dafür, dass alles endet – sein Tod steht noch viel mehr dafür, dass echte Kunst ewig ist! Das ist der Lichtblick und wir hoffen doch alle, das Yauch als Buddhist recht hatte und bald in welcher Form auch immer wieder da ist – für die Musik insgesamt war und wird er immer unverzichtbar sein. Beweise? Nehmt das: