Godlike Genius!
Für mich war es ja schon immer klar, aber jetzt hat Noel den vom englischen NME vergebenen Ritterschlag der Musikwelt - den Godlike Genius Award. Nun kam dieser gottesgleiche Künstler also gestern nach München in die Tonhalle. Irgendwie fühlte ich mich vor dem Konzert auf Grund einer stressigen Zeit, die vorraus ging abgespannt und weniger erwartungsfroh als ich die heiligen Hallen betrat. Leider finde ich die Tonhalle als Konzertlocation nicht wirklich geeignet. Das lag nicht einmal sonderlich am Sound - der war gut. Die Halle ist einfach nur architektonisch mit den Säulen, links und rechts nur schlecht für ausverkaufte Konzerte geeignet. Daher herrschte vor, während und nach des Konzerts klaustrophobische Enge. Keiner wollte seine Gottesaussicht von einer Säule verstellt sehen.
Als dann jeder seinen Quadratzentimeter Platz gefunden hatte gings auch schon los mit der Vorband namens "FOLKS". Viel muss man dazu nicht sagen, sie stahlen mit ihren 60s Gitarrenwänden und teilweise skurilen Outfits dem Hauptact definitiv nicht die Show. Nach ein bis zwei Songs zu viel verließen Sie dann die Bühne und die angetrunkene und zum Teil weit angereiste Crowd machte sich verschwizt (Es war verdammt warm) bereit für die Messe.
Noel findet den Weg auf die Bühne begleitet von wunderbaren "Noel! Noel! Noel!" Choralen. Er steht mit der Selbsticherheit eines Rockstars regungslos vor dem Mikrofon und eröffnet mit den Akkorden von "It's Good To Be Free". Ein Gott ist wer solche Songs zuerst als B-Seite veröffentlicht. Darauf folgte "Mucky Finger" vom Album "Don't Believe The Truth" und heizte dem Publikum durch seinen Drive noch zusätlich ein. Der ganze Abend war perfekt durchstrukturiert. Das Schema ruhige Hymne dann Song mit Drive wurde nur selten unterbrochen. Elektrisch ... Akkustisch, Upper... Downer (im Besten Sinne).
Was mich verblüffte war jedoch die Textsicherheit und die Atmosphäre bei den "neuen" Songs. Die meisten Besucher waren in der Lage alle Songs (Oasis und Noel) mit breiter Brust mitsingen. Ein bis zwei Songs (aktuelle B-Seiten z.B. "The Good Rebell") waren hingegen noch nicht im Gesangsbuch der Messebesucher. Dafür wurden Smasher wie "Supersonic" nahezu komplett mit durchgesungen. Noel sprach zwischen den Songs für seine Verhältnisse sehr viel und interagierte mit dem Publikum. Auch liebe Beschimpfungen wie zu allerbesten Oasis-Zeiten durften nicht fehlen "Old bold Bastard!"
Mit "The Wrong Beach" beendete Noel die Messe kurzzeitig um dann eine der besten Zugaben die man in Petto haben kann zu spielen. "Whatever", das zuvor mehrfach lautstark gefordert wurde eröffnete den Encore. Spätestens jetzt brachen alle Hemmungen aus vollem Herzen mitzusingen. Als zweiter Song wurde "Little By Little" fast sogar noch mehr abgefeiert und zeigte, dass diese Songs eigentlich für Stadien bestimmt sind. (Warten & Hoffen & so lange genießen). Versteht mich nicht falsch der Song war super und ich war verblüfft wie gut und sicher er noch funktioniert, aber 60.000 Stimmen sind stärker als 3.000.
... Einmal kurz gehustet und der Rythmus macht klar "The Importance Of Being Idle" gröhlen und tanzen und sich treiben lassen auf einem Quadratzentimeter. Meine von Husten geplagten Stimmbänder bereiteten sich auf den letzten Segen namens "Don't Look Back In Anger" vor, das erst kürzlich als der Song mit dem besten Chorus gewählt wurde. Jetzt wurde aus der auch altersklassentechnisch unterschiedlichen Masse eine homogene Masse. Die Noel mit seinem wohl größten Hit zum Abschluss segnet. Amen!