Freitag, 27. April 2012

Rufus Wainwright - Out Of The Game

Kammerorchester statt Klavier



1.Out Of The Game 2.Jericho 3.Rashida 4.Barbara 5.Welcome To The Ball 6.Montauk 7.Bitter Tears 8.Respectable Drive 9.Perfect Man 10.Sometimes You Need 11.Song Of You 12.Candles

Wenn man auf die Idee kommt Rufus Wainwright zu googlen findet man zu allererst sein grandioses Leonhard Cohen Cover von "Hallelujah" . Viele haben sich an den Song herangewagt und sind gescheitert - nicht der New Yorker. Auch ich bin erst dadurch auf ihn aufmerksam geworden und habe darauf seine bisherigen Alben verschlungen. Jetzt kommt bereits das siebte Studioalbum von Rufus Wainwright in die Läden. Es heisst "Out Of The Game". Ob sich Rufus mit dem Album slebst aus dem Spiel schießt wird sich zeigen.

Das Album wurde produziert von dem derzeit allgegenwertigen Marc Ronson, der auch schon bei größen wie Amy und Robbie an den Reglern ihrer Erfolgsalben gedreht hat. Marc ist durch und durch Pop-Produzent. Daher verwundert es nicht, dass sich die neue Scheibe als bislang popigstes Machwerk von Rufus entpuppt. War bei den Vorgängeralben der klare Fokus auf dem Klavier und auf der ruhigen etwas femininen Stimme von Rufus, darf heute alles mitmachen was Pop groß macht Trompeten. Geigen, Orgeln ... das Klavier spielt natürlich auch noch ein Rolle.

Auch die 70er spielten bei der Produktion des Albums eine große Rolle gerade bei "Rashida" ist das besonders gut zu hören. Es ist ziemlich episch mit Anleihen von Queen produziert. Der Albumopener und Titeltrack "Out Of The Game" ist ein schöner countrylastiger Sommersong der sich sehr schön ins Ohr schmeichelt.






Leider fehlen mir bei diesem Album die Ecken und Kanten, die die vorigen Alben zu bieten hatten. Die Songs sind zwar durchweg alle gut und gefällig aber so ein richtiges Highlight lässt sich nur schwerlich entdecken. Wenn überhaupt wäre das für mich dann "Respectable Dive", das so gechilt und harmonisch und leise daher kommt und hinter jede Mad Men Folge gelegt werden könnte. Wunderbar zum Nebenher hören aber wirklich griffig oder catchy ist da leider nichts. Gefolgt wird der Song von "The Perfect Man" was schon fast den Glmaour von Broadway Muscials mitbringt.

Auf Grund der durchweg guten Songs ist "Out Of The Game" aber trotzdem ein gutes Album geworden dass man sich immer mal wieder für entspannte Abende auflegen kann. Ich könnte es mir auch gut als Untermahlung auf ein gutes Essen mit Rotwein vorstellen. Daher gibts für den guten Rufus 60% meiner Zigarette - nach dem Essen.

erscheint am 20. April 2012 via Decca (Universal)

Wertung:



Freitag, 20. April 2012

Jack White - Blunderbuss

Eine bunte Kiste voller Schabernack



01. Missing Pieces 02. Sixteen Saltines 03. Freedom at 21 04. Love Interruption 05. Blunderbuss 06. Hypocritical Kiss 07. Weep Themselves to Sleep 08. I'm Shakin' 09. Trash Tongue Talker 10. Hip (Eponymous) Poor Boy 11. I Guess I Should Go to Sleep 12. On And On And On 13. Take Me With You When You Go
Nach schier unzähligen Projekten legt der nun nicht mehr White Stripes Frontmann Jack White mit „Blunderbuss“ sein Debüt als Solokünstler vor. Der gnadenloseste aller Nostalgiker liefert auf seinem Album ein heiteres Potpourri verschiedenster Musikstile von Country, Rock, Country-Rock und Blues. Dass das Ganze funktioniert ist vor allem dem vielen Herzblut zu verdanken, welches man dann doch jedem einzelnen Song anhört. Jack White wirkt hier wie ein kleiner Junge, der gerade die Plattensammlung seines Vaters oder Opas entdeckt hat und sich in seine eigene kleine Gran Ole Opry träumt und hier das Konzert seines Lebens gibt.

Im Verhältnis zu den anderen Outfits, in denen White spielt, geht es auf diesem Album um einiges akustischer, wärmer aber eben auch nicht so zwingend wie zum Beispiel auf den frühen White Stripes Alben zu. Sicher gibt es Ausbrüche wie „Sixteen Saltines“, welches auch auf einer White Stripes oder Raconteurs Platte Platz gefunden hätte. Über die Gesamtlänge versprüht die Platte aber eher einen Nashville Saloon Charme, voller Westernpiano und Pedal-Steel. Das macht großen Spaß, denn man hört den Stücken an, dass Jack Spaß an der Arbeit mit Ihnen hatte. Mein einziges Problem mit der Platte ist eben, dass diese Reise durch die Musikgeschichte zwischen Hank Williams und den Kinks eben durch diese Heterogenität nicht von vorne bis hinten rund wirkt. Es ist eine Song-Sammlung voller Ideen und Zitaten, die man als solche akzeptieren muss um sie wirklich zu genießen. Eine große Portion Charme hat das Ganze in jedem Fall und wer sich diesem ergibt, wird viel Freude mit Jack Whites erstem Soloalbum haben.

Erschienen am 20. April 2012 über XL Recordings

Wertung:


Sonntag, 15. April 2012

Paul Weller - Sonik Kicks

Mod-Pop mit Zähnen (aus Transistoren)



1.Green 2.The Attic 3.Kling I Klang 4.Sleep Of The Serene 5.By The Waters 6.That Dangerous Age 7.Study in Blue 8.Dragonfly 9.When Your Garden's Overgrown 10.Around The Lake 11.Twilight 12.Drifters 13.Paperchase 14.Be Happy Children

Ich hoffe über Paul Weller muss ich nicht mehr viel erzählen. Der Ex-Frontmann von The Jam und the Style Council und für mich eine der prägensten Stilikonen der Insel, bringt 4 Jahre nach dem gefälligen "22 Dreams" sein neues Album "Sonik Kicks" auf den Markt. Er verblüfft nicht zum ersten Mal mit unerwarteten Soundgewändern.

Paul Weller verblüfft mit einem erfrischenden Stilmix und viel Electronica in den Stücken. Seine geniale Singstimme kommt dabei leider lange nicht zum Tragen und wird häufig von Spielereien überedeckt. Erst ab Lied fünf nimmt der Mod-Gott die Bremse vom elektronischen Gas-Pedal seines neuen Albums. "By The Waters" ist ein wunderschön arrangierter Track mit Geigen und großen Gesten. Was bis dahin noch gar nicht so wirklich zum Album passt. Die Songs davor zeichnen sich eher durch eine ungewohnte Roughness aus.



Nach dem tollen ruhigen Song kommt dann "That Dangerous Age", was sehr soulig daher kommt und wiederum das Album in eine neue Richtung reisst. Bei dem Album sollen auch Noel und Graham Coxon, der ja auch gerade mit einem neuen Album brilliert mitgearbeitet haben. Bei diesem Song glaube ich auch die blurschen Einflüsser herauszuhören. Nicht das der Modfather das nötig hätte aber es verpasst dem Album trotz seines fortgeschrittenen Alters erhebliche Frische. "Study in Blue" erinnert dann wieder am ehesten an die alten Style Council Tage und weiss auch zu überzeugen.


Im großen und Ganzen hätte ich zu so einem Zeitpunkt seiner Karriere ein weniger abwechslungsreiches Album des Altmeisters erwartet. Aber der Spieldrang und Stilmix von "Sonik Kicks" kann überzeugen und belegt dass Paul noch lange nicht den Anzug an den Nagel hängen sollte. Daher bekommt Paul für seine Whiskey-Voice auch 80% meiner Zigarette.

erscheint am 23. März 2012 via Universal

Wertung:



Donnerstag, 5. April 2012

Chromatics - Kill For Love


Nachtfahrt


01. INTO THE BLACK 02. KILL FOR LOVE 03. BACK FROM THE GRAVE 04. THE PAGE 05. LADY 06. THESE STREETS WILL NEVER LOOK THE SAME 07. BROKEN MIRRORS 08. CANDY 09. THE ELEVENTH HOUR 10. RUNNING FROM THE SUN 11. DUST TO DUST 12. BIRDS OF PARADISE 13. A MATTER OF TIME 14. AT YOUR DOOR 15. THERE'S A LIGHT OUT ON THE HORIZON 16. THE RIVER
Wer von Euch hat den Film Drive gesehen? Für mich war es einer der besten Filme des letzten Jahres. So eine dichte, zwingende Atmosphäre hat man lange nicht mehr gesehen. Einer der wichtigsten Bestandteile des Films war der Soundtrack. Los Angeles bei Nacht wurde plötzlich sehr kalt, cool. Neben dem kommenden französischen Superstar aus dem Ed Banger Schoß, Kavinsky, war es der bisher eher unbekannte Johnny Jewel, der zwei Tracks seiner Projekte „Desire“ und „Chromatics“ beisteuerte. Und um es kurz zu machen – „Kill for love“ wäre der perfekte Soundtrack für eine Drive-Fortsetzung (die es hoffentlich nie geben wird, lasst es bei der Perfektion des ersten Teils). Und man könnte auch einen kompletten Film damit untermalen, bei einer Laufzeit von rund 1,5 Stunden. Dass es dabei nicht langweilig wird, liegt an der Mischung zwischen recht kurzen, eingängigen Elektropopsongs (z. B. Kill for love, Candy, Lady) und den langen atmosphärischen Stücken (z. B. Broken Mirrors).




Das Album ist in der Tat bestens dafür geeignet, Autofahrten bei Nacht zu unterlegen. Der kühlen, elektrischen Instrumentierung mit 80er Jahre Synthies, Frauenstimme und auch mal härteren Beats, gelingt es, tagtäglichem eine filmische, herausragende Atmosphäre zu verleihen. Da wird die Fahrt auf die Alb zum ultracoolen Ereignis - kein Witz. Trotz der horrenden Spritpreise bin ich zum Soundtrack dieses Albums die letzen Nächte einfach durch die Gegend gefahren, tatsächlich ein Erlebnis. Bereits der Opener, ein Neil Young Cover, zieht einen förmlich in eine eigene Welt. Die im wahrsten Sinne des Wortes bezaubernde Stimme von Sängerin Ruth Radelet packt einen mit dem ersten Wort und läßt einen nicht mehr los. Es entfaltet sich eine sehr packende Retro Stimmung, die nie nervig oder aufgesetzt wirkt - man betrachtet diese nicht ironisch von außen, sondern wird Teil davon - das Leben wird zum Film unter diesem fantastischen Soundtrack. Und dieser wird immer besser - wie viele große Alben, ist auch "Kill For Love" ein Grower, sprich es wächst mit jedem Hören. 1,5 Stunden Musik will so ein Hirn ja auch erst mal verarbeiten. Dann wächst es aber - für mich zu einem heissen Anwärter auf das Album des Jahres - schon jetzt! Für die 100% reichts nur nicht wegen zweifachem Einsatz von Autotune.
Erhältlich ist das Ding übrigens nicht über die gängigen Wege, sondern direkt über das zwei Mann Label "Italians Do It Better" und deren Webstore - verschickt wird zwar aus den USA, das Album kostet aber gerade einmal 5 Dollar, so dass man slebst wenn man ein weiters aus dem Shop kauft (z. B. das großartige "Desire" Debut) und Versand nach Deutschland gerade mal rund 13€ bezahlt - wenn das mal nicht wirklich großartig ist, weiß ich auch nicht - frohe Ostern.

erschienen am 27. März 2012 bei Italians Do It Better


Wertung: