Donnerstag, 29. September 2011

Locas In Love, Kellerklub Stuttgart, 27.09.2011

Wie beurteilt man ein Konzert? An der Stimmung,  an der Qualität der Performance? Am Geschmack des Konzertbiers? Auf jeden Fall sollte man das gestrige Konzert von Locas in Love nicht nach der Anzahl der Besucher beurteilen. Leider haben sich nur weniger Stuttgarter an einem warmen Altweiber-Sommer-Abend in den Keller Klub zu Stuttgart verirrt.

Als Unterstützung haben die Locas sich die Berliner Band Peer mitgebracht. Diese sind vielleicht durch ihren Hit "Schutzraum" bekannt der von ClickClickDecker mit schöner Regelmäßigkeit auf seinen Konzerten gecovert wird und zu dem er auch ein Covervideo veröffentlichte. Leider haben sie diesen textlich so grandiosen Song nicht gespielt weil, wie mir der Sänger Peer Göbel am Ende des Konzerts verriet, der Drummer für diesen Gig in Stuttgart ausfiel. Das tat der Vorband jedoch meiner Meinung nach keinen Abbruch. Sie überzeugt mit tollen Songs und schönen Texten.


Dann war es soweit die Locas enterten die Bühne. Die Jungs schick mit Anzug und Krawatte, die Drummerin eher legère und die Basserin Stefanie in einem sexy rot/orangen Outfit als sei sie das Bondgirl aus Sean Connery’s Zeiten. Ich finde auf jeden Fall Frauen in Kleidchen an Gitarre oder Bass sehr attraktiv. Naja zurück zum Thema.


Der Großteil des Konzerts bestand aus den neuen Songs des kürzlich erschienen und großartigen Albums "Lemming". Jedoch die gerade etwas schnelleren, rockigeren  Songs von älteren Alben wie "Winter" oder "Saurus" befreiten das Publikum etwas aus ihrer zurückgelehnten Haltung. Sänger Björn war laut eigener Aussage etwas nervöser als sonst, weil seine Eltern sowie ein Teil seiner früheren Leher bei dem Konzert ihrem Zögling besonders genau auf die Finger schauten. Antscheinend ist er im Stuttgarter Umland groß geworden, was ihn aber eher peinlich berührt als ihn bei seinem Homecoming Gig stolz macht. Besonders gut gefiehl mir dass auf die Aufforderung aus dem Publikum mal was fröhliches zu spielen der Hit "Es ist alles wirklich so schlimm wie es scheint" dargeboten wurde. Auch wenn es auf der kleinen Kellerklub-Bühne sehr eng war lieferten die Locas eine ordentliche Vorstellung ab. Unterbrochen wurden die Stücke durch die mal mehr mal weniger kreativen, intelligenten Kommentare von Sänger Björn. Der sichtlich bemüht war die Atmosphäre etwas lockerer zu gestalten. Trotzdem kam über das ganze Konzert keine wirkliche Rockkonzertstimmung auf. Die Stimmung war eher andächtig. Was mit Sicherheit auch an den nicht gerade vor unbedarften Leben strahlenden Texten sowie dem eher privat, kleinen Grüppchen von Musikkennern vor der Bühne lag. 


Nichtsdestotrotz war es ein schöner Abend im Kellerklub. Die Bands toll, die Stimmung naja und über das Stuttgarter Bier lass ich mich jetzt an dieser Stelle mal nicht aus. Wenn die Locas das nächste mal in der Stadt sind werde ich bestimmt wieder hingehen... bring mehr Freunde mit und eigenes Bier… Das perfekte Do-it-yourself Rockkonzerterlebnis.

Mittwoch, 28. September 2011

Jupiter Jones, BMW Museum München, 22.09.2011

Jetzt ist es soweit... ich lass Melli schreiben ;-) ! Melli ist eine liebe Freundin von mir und ist sehr musikbegeistert. Ich musste ihr einbleuen einen kritischen Bericht zu schreiben und die Fangirl Brille abzulegen. Sie war nämlich auf dem Konzert der neuen deutschen Radiolieblinge Jupiter Jones. Ausserdem hab ich ihr eingebleut CiH-typisch verwackelte Bilder vom Konzert zu schießen. Daran hat sie sich auch sympathischerweise gehalten. Hier ihr Bericht

Zuallererst die Location: Das BMW Museum in München, eigentlich ein Ort in dem es eher leise zur Sache geht. Gestern umfunktioniert zur Konzertlocation.  Weiß Wände und Decken bestimmen den Raum des Museums. Es herrscht eine eher ruhige, gemächliche  Stimmung und Atmosphäre, fast schon zu ruhig. Man konnte fast meinen, die Besucher wären etwas eingeschüchtert von der neuartigen und sterilen Umgebung. 

Um 20:30 Uhr betreten Jupiter Jones ganz unspektakulär die Bühne. Kurz davor draußen mit „Hinz und Kunz“  noch eine geraucht und dann hopp rauf auf die Stage. Starallüren und großes Tamtam scheint es nicht zu geben. In sehr guter Stimmung sind die 5 anzutreffen, obwohl sie wie Sänger Nicholas Müller uns mitteilte eine harte Woche mit 7 Auftritten hinter sich hatten. Unplugged werden sie Songs aus dem derzeitigen Album "Jupiter Jones" aber auch Altbekanntes aus „Holiday in Catatonia“ oder aus „Raum um Raum“ zum Besten geben. 
Bemängeln kann man die Raumbeleuchtung, die leider etwas zu hell geraten war und durch das Weiß des Museums noch stechender hervortrat. Aber man war ja auch schließlich aufgrund der Beschallung vor Ort. Zwischen den Songs ließ uns Nicholas immer wieder an der Entstehung der Songs teilhaben oder unterhielt das Publikum (es waren nur 400 Gäste) mit spaßigen Einlagen, während er seine Gitarre mehrmals stimmen musste.  „Das würde jetzt sogar jeder Laie hören, dass diese Gitarre mehr als ein Halbton verstimmt ist.“ Jeder einzelne Song wurde gelebt und mit sehr viel Gefühl, Ehrlichkeit und geschlossenen Augen vorgetragen.  Auch die Stimmung zwischen den Bandmitgliedern schien in reiner Harmonie und Spielfreude zu sein. Die treibenden Gitarrenriffs blieben aufgrund des Arrangements aus, dennoch bekamen die Songs durch die Accousticversionen eine ganz neue und fast leichte Art durch die dennoch nicht der Druck verloren ging.

Die Unplugged Session ist mehr als nur geeignet für das derzeitige Album. Der Gassenhauer „Still“ kam wie erwartet gut beim Publikum an, was mit der Zeit immer mehr auftaute. Die Münchner  sind bei Konzerten  allgemein etwas zurückhaltender und es scheint fast so, als ob sie sich manchmal nicht trauten sich zur Musik zu bewegen.


"Wir sind doch nicht Metallica" wurde den Zuhörern in sehr gemächlicher und nachdenklicher Stimmung übermittelt.  Auch das wiederum passte zum abgerundeten Programm. Auch "Berlin" passte somit sehr schön in den Kreis der Setlist.

Eine also mehr als gelungene Veranstaltung wurde dem Publikum von Radio Energy München hier geboten. Zur Bewertung: Abzüge gibt es ganz klar für das schon ein bisschen lahme Publikum, die Münchner Urgesteine haben noch einiges zu lernen. Auch die Helligkeit hat das Feeling etwas getrübt. Top: All voran die Jungs selber. Musikalisch sowie stimmungstechnisch! Und natürlich die etwas andere Location (mit Potential nach oben) .

Montag, 26. September 2011

The Kooks - Junk of the Heart

erschienen am 9. September 2011 via Virgin 
Sommer 2005 - da war die Welt noch in Ordnung. Dem Euro gings gut, das Wetter stimmte und die Kooks begsiterten den geneigten Indie-Hörer mit lässigen Songs wie "She moves in her own Way" oder auch "Naive". Wem da nicht die Sonne aus dem Allerwertesten schien, dem war auch nicht mehr zu helfen. Auf dem zwei Jahre später erschienene Nachfolger "Konk" zelebrierten die Jungs dann Stagnation auf hohem Niveau - der Sound klang erwachsener und dennoch warf die Scheibe wieder ein paar unverschämt gut gelaunte Popsongs ab. Für ihr aktuelles Werk haben sie sich nun drei Jahre Zeit genommen und in fast jedem Interview dazu hört man Luke Pritchard, den Kopf der Truppe, über die elektronischen Einflüsse schwardonieren. Wir stürzen uns also mit einer vorsorglich hochgezogenen Augenbraue ins Hörvergnügen.

Die aktuelle Single "Junk of the Heart" leitet das Album verhalten und mit einigen Mollakkorden ein, kriegt aber doch noch die Kurve zu einem tollen Refrain. Gewöhnungsbedürftig, aber gar nicht schlecht. Mit "How'd you like that" erhält dann auch schon beim zweiten Song der bekannte Kooks-Sound Einzug. Nichts besonderes, aber prädestiniert für Autos mit runtergekurbelten Scheiben. Beim etwas ruhigeren Folgelied "Rosie" hört man deutlich die Einflüsse der Kinks heraus bevor die Jungs mit "Taking Pictures of you" eine großartige Hängemattenballade aus dem Ärmel schütteln. 

Das eintönige und stumpfe "Fuck the World off" und das kurze Streicherintermezzo "Time above the Earth" kann man getrost in die Tonne kloppen, danach heißt es aber wieder Ohren gespitzt, denn mit "Runaway" macht die Band ihre Elektro-Drohungen wahr. Das Geplucker wirkt dann auch leider genauso deplaziert, wie ich das im Vorfeld befürchtet hatte. Der Song wäre im typischen Kooks-Soundgewand ein Hit - so reichts leider nicht über das Prädikat "obskures Experiment" hinaus. Die Vorab-Single "Is it me" macht im Anschluss dann wieder einiges richtig, besonders was Tempo und Lyrics angeht.


 
 
Gegen Ende kommt mit dem skizzenhaften, wunderhübschen "Petulia" nochmal richtig Lagerfeuer auf und mit dem unpassend betitelten "Eskimo Kiss" spendieren die Kooks uns dann doch noch barmherzigerweise einen Bilderbuchsommerhit. Das finale "Mr Nice Guy" gefällt ebenfalls dadurch, dass es dem Bandsound einige neue Facetten verleiht. Im Großen und Ganzen kann man hier also von einem guten Album sprechen, das sicherlich enorm wichtig für die Weiterentwicklung der Band war. Wir halten also fest:

Kooks in Moll? Geht.
Kooks mit Geplucker? Geht nicht.

So, jetzt nimmt sich dann bitte jedes Bandmitglied ne Zigarette und dann ab auf die Bühne.
Wertung:

The Rifles - Freedom Run

erschienen am 16.9 via Right Hook Records (EMI)


Es ist ca. ein Jahr her da bekam ich über Facebook eine Nachricht. Die Rifles lösen sich auf. Schockschwerenot da blutet mein kleines Britpop-Herz. Gottseidank kann man selber lesen und somit dann erleichtert feststellen, dass nur Bassist Rob Pyne und Schlagzeuger Grant Marsh die Band verlassen. Naja dachte ich, den größten Einfluss auf das Songwriting haben die beiden ja nicht gehabt. Komischerweise wurden beide durch ein vorher nicht vorhandenes Keyboard, das nun von Dean Mumford gespielt wird, ersetzt. Kann das Gut gehen kann ein Keyboard, Drums und Bass ersetzen man darf gespannt sein. Hier stellt sich die uralte Frage: Mensch vs. Maschine!

Schon beim ersten Song "Dreamer" wird klar dass es im Vergleich zu "No Love Lost" oder "The Great Escape" wesentlich poppiger zugeht. Ecken und Kanten sind annähernd komplett wegproduziert. Pop kann ja auch gut sein aber gerade am Anfang von "Freedom Run" wirkt das doch alles etwas zu beliebig. Es fehlt generell eine gewissen Edginess von z.B. meinenm Lieblings-Rifles-Song "Robin Hood". Mal steht die elektronische Snare , mal ein eingänge Keyboardspur ("Long Walk Home") im Mittelpunkt der Songs. 

Eins haben die Rifles jedoch beibehalten ihren Sinn für tolle Hooklines auch wenn, diese früher besser in Szene gesetzt wurden. Irgendwie fehlt auch hier Größe und Pathos. Da helfen auch die gelegentlich auftauchenden Streicher nicht wirklich. Wie bei den Rifles üblich, erkennt man ihre Vorbilder  in vielen Songs -  The Who, The Smith eben Manchester Britpop. Nicht die schlechtesten Bezüge aber trotzdem alles irgendwie weichgespühlt. "Tangled Up In Love" und "Love Is A Key" dienen als Beleg dieser Bezüge aber auch als Beleg für schrecklich schmierige Texte. Ich hab das Album jetzt 3-mal durchgehört irgendwie finde ich trotz intensiver Suche Nichts das irgendwo kleben blieb. Es fehlen die Riesenhits wie "Local Boy" oder "Romeo & Julie", die einem nach einem mal hören, direkt wochenweise durch die Gehörgänge schleichen. Gefällige Popsongs ja! Hit nein!

Ich bin ja eigentlich Freund von schönen Mitgröhlhymnen aber diese gewollten, feucht-fröhlichen, Singalonghymnen bekommen mich nicht wirklich. Daher tut es mir Leid für die Rifles aber... beschafft euch wieder ne Band, wegen mir dürft ihr auch das Keyboard behalten. Vielleicht ist die Zeit der guten Rifles vorbei vielleicht auch nicht. Aber so reichts leider nur für zwei Kippen. 

Wertung:


Sonntag, 25. September 2011

Brooke Fraser, Muffathalle München, 20.09.2011

Beginnen wir mit einem Geständnis. Ich kannte von Brooke Fraser bisher lediglich ihren „Hit“ „Something in the water“. Nicht vom bewussten hören – sondern eher vom im Hintergrund berieselt werden während dem Döner kaufen in der Mittagspause. Schicker Song an sich, geht gut ins Ohr, schöne Stimme, Chöre wie ein Pack besoffene Piraten – hat mir gefallen, hab ich jedes Mal gern hingehört – hat mich aber nie so gepackt, dass ich jetzt unbedingt das Album besitzen müsste oder auf ein Konzert gehen. Entsprechend gering waren meine Ansprüche als ich von meinem Vater auf das Konzert nach München eingeladen wurde.

Ein netter Abend mit ein wenig Unterhaltungsmusik, man wartet zwischen Durchschnitt auf den einen Song, drinkt 5-7 Bier im Hintergrund und hatte eine schöne Zeit in München. Ein netter Abend eben. Hatte ich mich ganz schön geschnitten. Zunächst dann noch die Nachricht dass das Konzert vom kleinen schnuckeligen Ampere in die Muffathalle nebenan verlegt wurde, wegen der großen Nachfrage. Schön für Brooke, der ich nach dem Konzert jeden einzelnen Fan gönne. Schade aber weil erstens das Ampere schön intim ist und der Weg zur Bar entsprechend auch kürzer und zweitens, weil in der großen Nachfrage natürlich auch ein großer Teil Publikum dabei ist der sich „Something in the water“ am liebsten auf der Bierbank der Wiesen anhört. Wie erwartet war das Publikum an sich dann auch doch eher Antenne 1. War aber egal, denn insgesamt hat die Stimmung gepasst. 

Das Publikum war gut drauf, Brooke war gut drauf, und so konnte weder das teilweise Atmosphäre totklatschen wie nach der Landung auf Mallorca, noch die ein oder andere Zuschauerin im Dirndl das Erlebnis trüben. Das lag zum großen Teil auch an der international zusammengestellten Band von Fraser. Besonders der Drummer machte unglaublich Druck. Halb deutscher, halb Mexikaner würde er in seinem Drumstil wilde Rohheit und Exaktheit verbinden, meinte das einzige Mädchen auf der Bühne während der Bandvorstellung – und ich kann ihr nur zustimmen. So ein intensives Drumming habe ich das letzte Mal beim Black Rebel Motorcycle mit Leah Shapiro erlebt.  Doch auch der Rest der Band war erste Sahne und so hat diese eingespielte Truppe die Songs der drei Alben noch mal auf ein ganz neues Level gehoben. In den letzten Tage habe ich die Alben nachgehört und musste leider feststellen, dass das Ganze hier sehr viel zahmer produziert ist als es live gespielt wird. Live lieferte Fraser und Band nämlich zu großen Teilen des Abends eine großartige Rockshow.

Stark von der Perkussion getrieben schaute ich mich manchesmal um, wann denn Hannibal mit seinen Elefanten um die Ecke kommt. Das tut den Songs verdammt gut und so wird der erwartete „nette“ Popabend zu einem äußert unterhaltsamen, teilweise harten, teilweise mysthisch balladesken Rockkonzert von einer Künstlerin die diesen Begriff wirklich ausfüllt. Klar sind einige simple Popliedchen im Programm dabei und auch der Hit wird natürlich gespielt. Immer wieder zeigt sich aber eine andere, tiefere Seite, mit der Brooke Fraser einfach verzaubert. Insgesamt ein sehr reifes Konzert nach dem eigentlich nur der Wunsch bleibt, dass das nächste Album ein bisschen weniger gefällig produziert wird, damit diese live Atmosphäre auch auf die heimische Anlage übertragen wird. Hätte ich mir eigentlich denken können – wer Songs über Jacques Kerouac schreibt und, nach eigener Aussage, gern an Wunden schnüffelt, kann so verkehrt nicht sein.



Donnerstag, 22. September 2011

Wer zur Hölle ist der Typ?!

Geboren wurde er vor 400 Jahren in den schottischen Highlands, er ist unsterblich und er ist nicht allein. Bereits in jungen Jahren entdeckte er seine Liebe und ein gewisses Talent zur simplen Abendunterhaltung. Seine Karriere im Entertainment Business beendete er nach einem ersten Platz im Michael Jackson Song and Dance Wettbewerb im Lanzaroteurlaub ´92 quasi zeitgleich mit seinem großen Idol – „In meiner Kindheit gab es Batman, X-Men, Spider-Man, Superman und Michael Jackson – nach dem ersten Platz beim Song and Dance Wettbewerb hatte ich alles erreicht, was es für mich im Leben zu erreichen gab!"
Nach Jahren voller Nächte des Suffs, der Drogen und der Hurerei, in denen er nur noch reife Frauen – immer und immer wieder – unterhalten hatte, machte er sich fett und abgehalftert auf die Suche nach einer neuen Aufgabe. Doch was konnte er, nachdem er alles erreicht und alles weggeworfen hatte, noch tun?

Die einzige Konstante in seinem Leben ist die Liebe zur Musik. Von allen Sünden freigesprochen wurde er von Noel Gallagher und der wunderbaren Kapelle Oasis aus Manchester. Die letzte Sünde war die Bravo Hits Best of ´95 zu Weihnachten, danach gings aufwärts für ihn und seinen Musikgeschmack. Wonderwall hieß die Rettung – gehört, geliebt, gerettet. Es folgte die Endeckung der Genialität der Beatles, der Stones, der Kinks, der Who, Nirvana, David Bowie, Kraftwerk, Nas, Freundeskreis und den ganzen üblichen Verdächtigen.
Seine musikalische Erziehung begann mit den Gallaghers und dafür wird er ihnen ewig dankbar sein. Doch Ende der Neunziger Anfang des neuen Jahrtausends, der eine oder andere wird sich vielleicht noch daran erinnern, gab es da eine Insel des guten Geschmacks und der weiblichen Achselhaare im deutschen Fernsehen. VIVA 2 war sein Ding und zeigte ihm so wunderbare Bands wie die Hellacopters, Tocotronic, Hives, International Noise Conspiracy und Refused. Und so erweiterte sich sein musikalischer Horizont. Ihm wurde klar, dass Musik nicht in Schubladen einzuteilen ist, außer in gute und in schlechte Musik.
Das Lob der guten und die Zerstörung der schlechten Musik hat er sich darum zur Aufgabe gemacht und nun endlich in den Höllenzigaretten geistige Brüder gefunden. Und so wird er in Zukunft voller Freude zu diesem Blog beitragen. Der Sven.


Bernd Begemenn & Die Befreiung - Wilde Brombeeren

erschienen am 2. September 2011 via Tapete Records


Bernd Begemann scheint auf seine alten Tage nochmal richtig produktiv zu werden. Kaum ist der letzte Platz bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest verdaut, schmeißt er auch schon das nächstes Album mit seiner Backingband "Die Befreiung" auf den Markt. Der Einstieg mit "Gib mir eine zwölfte Chance" irritiert mit Electroeinflüssen, kriegt aber dank des aufgenzwinkernden Textes doch noch die Kurve. Doch schon das folgende "Weil wir weit weg sind" kommt irgendwie nicht richtig auf den Punkt und wirkt wie eine unfertige Demoskizze mit dahingesungenem Gagatext. Der Titeltrack erzeugt zwar klangechnisch etwas Atmosphäre, kann aber auch nicht wirklich überzeugen und gibt so die Marschrichtung für den Rest des Albums vor.

Das größte Ärgernis dieser LP sind allerdings die anfangs schon erwähnten Nonsens-Lyrics, die hier fast in jedem Song zu finden sind. Man hat den Eindruck dem großartigen Texter (siehe: Judith mach Deinen Abschluss, Ich hab nichts erreicht außer Dir, Bist Du dabei, u.v.a.) ist gegen Ende der Produktionphase die Zeit davongelaufen und er musste einfach irgendwas über die Musik singen. Auch die sonst so druckvoll klingenden Jungs der Befreiung kommen nicht richtig in Fahrt und so schippert der Grand Senieur der deutschsprachigen Indiemusik orientierungslos zwischen kraftlosem Schlager und merkwürdigen Elektrokaspereien in Richtung Bedeutungslosigkeit.

Dabei schaffen es einige Lieder (Die Slums von Eppendorf, Nach dem Wiederaufbau (blieb das Land zerstört), Du bist mein Süden) mir dermaßen auf den Keks zu gehen, dass ich sie nach einmaligem Hören von der Festplatte geworfen hab. Einzige Lichtblicke sind das schmissige "Ich erkläre diese Krise für beendet" (eigenartigerweise der Titel seines letzten Albums mit der Befreiung) und "Teil der lebendigen Stadtteilkultur", das doch noch den ein oder anderen Wortwitz parat hat.

Das abschließende "Die Tanzfläche braucht dich" klingt dann auch nur so gut, weil es der einäugige Song unter den Blinden ist. Sorry Bernd, nochmal zurück auf Los. Nimm die Zigarette als Wegzehrung!

Wertung:

R.I.P.R.E.M.


Es passiert nicht alle Tage, dass eine erfolgreiche Band die Eier in der Hose hat, um sich mit einem lapidaren "Alles hat ein Ende" zu verabschieden. Die US-Band R.E.M. hat dies gestern getan und damit einen Schlussstrich unter ihre 31-jährige Karriere gezogen. Die Herren aus Anthens, Georgia hatten sich Anfang der Neunziger mit Hits wie "Losing my Religion", "Everybody hurts" oder "Man on the Moon" aus dem Untergrund freigespielt und seitdem die größten Hallen dieser Erde beschallt. Eine gewisse Kauzigkeit haben sie sich allerdings bis zum Schluss bewahrt und selbst wenn die letzten drei Alben eher unteres Mittelmaß waren, hat doch jede Scheibe ihre drei oder vier Perlen abgeworfen.

Wir von Cigarettes in Hell verneigen uns hiermit erfurchtsvoll vor dem Lebenwerk dieser Band und hoffen, dass sie damit den Zug genommen haben, den Mick Jagger und Co schon längst verpasst haben. Passend zum Anlass sei hier noch mal ein besonderer Schatz ihrer Diskografie plaziert: "Bad Day" aus dem Jahre 2003.



Mittwoch, 21. September 2011

The Waterboys - An Appointment With Mr. Yeats

erscheint am 23.9 über Proper Records (Rough Trade)


Okay, okay! Das Cover des neuen Album der Waterboys schreckt eher ab. Der gealterte Sänger Mike Scott starrt willkürlich vor einem batikähnlichen Hintergrund. Aber never judge a book by it's Cover gilt auch hier.  "An Appointment with Mr. Yeats" läßt die Gedichte von William Butler Yeats im Jahre 2011 wiederaufverstehen. Die Liebe zu den Gedichten ist bei den Waterboys ja nichts Neues. Es gab schon mehrere Projekt, die ihm gewidmet waren. Jetzt kommt aber das neue Album "An Appointment With Mr. Yeats" in die Läden. 

Das ganze Album ist das Experiment die poetische Welt, mit einer mythisch aber trotzdem teilweise keltisch, rockigen und musikalischen Ader zu verknüpfen. Dazu kommt der meist eingesprochene Gesang des Altmeisters Mike Scott der mit seiner Erzählerstimme meist den passenden Ton trifft. Das funktioniert mal gut wie z.B. bei "Song Of Wandering Aengus" und mal eher schlecht wie z.B. "News For The Delphic Oracle". Hier denkt man im ersten Teil, man hätte sich in einem schlechten Musical verlaufen, bis dann doch wieder das orchestrale Moment den Song einholt. Hier hätte mir eine konsequentere Verarbeitung besser gefallen. Leider tauchen mir diese Momente doch etwas zu oft über das Album verteilt auf. Trotzdem verliert Scott nie den Tiefgang der yeatschen Gedichte. Man merkt dass da sehr viel Herzblut und Liebe zur Literatur seitens Mike Scott dahinter steckt, Die persönlichen Highlights sind für mich, die Songs bei denen er von der irischen Sängerin Katie Kim unterstüzt wird. Songs wie "Sweet Dancer" schaffen es doch den z.T. wehmütigen Texten des Albums eine gewisse Lockerheit abzugewinnen.

Leider geht mir die Fiedelei, die von Steve Wickham eingespielt wurde spätestens ab dem Ende von "Mad As The Mist And Snow"  auf die Nerven. Keltische Hintergründe von Band sowie Poet hin oder her.

Auf Youtube beweisen die Jungs dass das Ganze, dann auch live funktionieren kann. Hier kann ein rund 10-minütiger Teaser das Album ins beste Licht rücken.




Abschließend bleibt es ein lobenswerter Versuch die poetische-Welt mit der musikalischen zu verschmelzen. Leider schaffen es die Waterboys jedoch nicht, über die komplette Albumlänge sowohl ihren Stil als auch Mr.Yeats Weisheiten eingängig zu verpacken. Daher bekommen sie muskialisch von mir nur zwei Zigaretten aber für die Experimentierfreude und Kreativität geht die dritte Kippe auch noch aus der Schachtel. 

Wertung:

Montag, 19. September 2011

Kasabian - Velociraptor!

erschienen am 16. September über RCA


Serge zwischen Sergio und Giorgio!

Jungs und Mädels packt den Union Jack aus, der Herbst wird englisch. Bevor im Oktober Onkel Noel mit seinem Debüt ankommt, dürfen die gefühlten Neffen von Oasis, namentlich Kasabian, die Pubs und Charts in England aus dem schwülheißen Sommer wachrütteln. Dies gelang schon mit der beatenden Vorabsingle "Switchblade Smiles“ recht gut. Mit einem Album irgendwo zwischen Spaghetti Western und dem New York der 80er dürfte den Lads aus Leicester auf der Insel nach "West Ryder Pauper Lunatic Asylum“ ein weiteres Hitalbum sicher sein. Und das zu Recht – alles in allem ist der "Velociraptor!“ durchaus solide mit einigen ziemlich großartigen Höhepunkten.

Mit diesen lässt sich das Album allerdings seine Zeit – die erste Seite kommt bis auf wenige Momente über ein ganz ordentlich nicht hinaus. "Let’s roll just like we used to“ ist mit seinen Anleihen am 60er Jahre Agentenfilm Soundtrack zwar nett, kommt aber insgesamt eher durchschnittlich daher und wäre als B-Seite nicht weiter aufgefallen. "Days are forgotten" startet nach einem Sergio Leone Intro mit viel Eiern um dann im Chorus ein wenig auf der Strecke zu bleiben – nette Single, Kasabian Style, aber nicht weiter auffällig. „Goodbye Kiss“ ist eine recht belanglose Ballade zu der es entsprechend auch nicht mehr zu sagen gibt, stört nicht, ist aber auch nicht notwendig. „The green fairy“, das folgende Stück, dagegen ist jedoch der erste Höhepunkt der Platte, ein wenig Beatles, schöne Drumteile und Serges Gesang – Balladen kann er einfach (s. British Legion von Empire) – schaffen eine wunderbar verträumt melancholische Atmosphäre die schon den Film "London Boulevard" getragen hat (Film-Tipp, Colin-Farrell-Keira-Knightley-London-Gangster-Love). Das Titelstück im Anschluss ist Energie pur mit Nonsense Text – ein sehr sauberer Rocker der von der Dynamik her stark an „Fast Fuse“ vom Vorgänger erinnert. Mit "Acid Turkish Bath (Shelter from the storm)" wird noch ein wenig Dylan und Led Zeppelin geheiligt, ruhige Passagen wechseln sich mit Led-Zep-Kashmir Pomp ab – auch nett, aber insgesamt zu wenig zwingend.

Dann geht’s aber los – lange genug auf die Folter haben’s und ja gespannt. „I hear voices“ verzichtet zwar auf Gitarren und setzt auf Elektro/Synthi-Sounds zu denen Tom schön was vom Seelenverkaufen, Mitternacht und dem ganzen Rock n’ Roll Kram nölt – aber der Refrain geht ins Ohr, die Beats pumpen schön und der Song eröffnet den absolut grandiosen zweiten Teil des Albums. Mit "Re-wired“ kommt dann auch gleich der großartigste Song dieser Sammlung. Ein Monster von Refrain – schon jetzt blitzen die Lichter vom Club in den Augen die zu den Beats anspringen werden. In den Versen ein 80er Ding reinster Güte, er würde auf einer Giorgio Moroder Collection nach Blondies „Call me“ nicht im Geringsten auffallen. Auch „Man of simple pleasures“ geht in diese Richtung. Hört sich komisch an, aber wenn Moroder einen Countrysong geschrieben hätte, würde er sich so anhören – klassisch und doch seiner Zeit voraus. Und ja klar, der Anfang ist Gorillaz in Reinkultur. Das stört aber nicht weiter. So wie auch bei allen anderen Anleihen kopieren Kasabian nie, alles wirkt eher wie eine Verneigung. Serge steht ja auch in Interviews immer kurz davor eine Liste seiner Einflüsse aufzuschreiben. Kann er ja auch – es ist offensichtlich, dass er selbst genug Talent besitzt um sich über seine Stellung als Songwriter keine Sorgen machen zu müssen. Zum Finale kommt "Switchblade Smiles“ langsam bedrohlich an um dann mit einem fetten Drumgerüst den recht harten Weg zum versöhnlichen Abschluss, dem akustisch verhuschten „Neon noon“ mit der Dampfwalze freizuräumen. Das letzte Stück ist dagegen sehr verträumte Stück welches einen nach dem Discobesuch mit „Switchblade Smiles“ direkt in den Schlaf wiegt. Das ist durchaus positiv gemeint. Das Stück ist nicht einschläfernd sondern eher wie der glückliche Dämmerzustand kurz vor dem Einschlafen. Happy End.




"Velociraptor!“ wird damit doch noch zu einem gelungenen Album, das sich zwar sehr viel Zeit lässt, dann aber besonders auf der zweiten Seite eine Hitdichte bereithält, wie sie andere Bands gerne in ihrer gesamten Discografie hätten. Dafür gäbe es objektiv von mir in meiner Debüt Review 3,5 Zigaretten, da man bei den Preisen die Kippen aber immer bis zum Filter raucht und das Album mich grade gegen Ende richtig packt werdens vier.

Wertung:

Frisches Blut bei CiH


 Hi zusammen! 

Heute mal wieder ein Beitrag in eigener Sache. Da wir euch über noch mehr Alben / Konzerte informieren wollen. Holen wir uns ein weiteres Teammitglied ins Boot. Hierbei handelt es sich um Sven. Er wird seinem musikalischen Fachverstand ab sofort auch immer wieder Alben für euch renzensieren. Beginnen wird er die Tage scho gleich mit dem Prominenten Thema Kasabian. Ihr dürft euch also auf mehr Material sowie einen neuen Schreiberling freuen. Ich freu mich schon sehr auf seine Beiträge.

Zudem wird es eine neue Rubrik namens News geben. Hier werdet ihr häufiger über neue Konzerttermine und interessantes aus der Musikwelt informiert. 

Ich freue mich persönlich sehr, dass wir für CiH so viel Resonanz bekommen und mit Sven jetzt noch mehr aus der Musikwelt abdecken können. Bleibt uns also treu! Wir freuen uns über jeden Kommentar über jedes Like und über jeden neuen Leser. 

liebste Grüße
der Andi

Samstag, 17. September 2011

The Drums - Portamento

erschienen am 9.9 über Coop Music


Mein Soundtrack zum Sommer 2010 bestand zu einem guten Stück aus den Songs des selbstbetitelten Drums Debutalbums. Damals gings um Sommer, Sonne, Surfen und gute Laune. Damals entwickelte sich ein großer Hype um die Jungs und ihre Musik wurde zum Aushängewerbeschild zahlreicher Marken, weil sie so einen verdammt frischen jungen Eindruck macht. Inzwischen hat sich der Gittarist Adam Kessler von der Band verabschiedet und die drei Jungs machen einfach so weiter. 

Damals wurde leidenschaftlich aus tiefster Seele gepfiffen und der liebe Gott war ein guter weißbärtiger Mann. Im Krisenjahr 2011 singt Jonathan Pierce über den Tod z.B. im Opener "Book Of Relevation". Was geblieben ist, sind die betont lässigen Bassläufe. Aber der Text "I believe that when we die, we die" strotz jetzt nicht gerade von der Lebensfreude des Vorgängers. Jetzt stellt sich die Frage: Ist das eine Entwicklung die man begrüßen sollte? Ist das der so viel zitierte Reifeprozess? Oder haben die Jungs ihre Unschuld gegenüber der Musikwelt verloren? Wahrschleinlich ein bisschen von allem. Die Songs sind durchweg eingängig und für das so oft so schwierige Nachfolgewerk sehr gut gelungen. Mit der Single "Money" hat man sich, zumindest musikalisch, wieder ins gute alte Shiny-Happy-People-Schema zurück gewagt. In "Searching vor Heaven" kommen dann Synthies ins Spiel und Pierce untermalt das mit fast schon Heulsusen-Gesang. Das kauft man Ihm irgendwie nicht ab. Nein nicht dem Sänger von "Let's Go Surfing". Auf der anderen Seite gibt es dann wieder schöne Songs wie z.B. "Hard To Love", der wie gewohnt etwas mehr nach vorne prescht. Man hat sich also von alter Fröhlichkeit verabschiedet und sich an einer neuen Tiefe versucht. Aber irgendwie meist nur textlich selten musikalisch.

"Portamento" ist übrigens ein altes italienisches Wort, das den Übergang zwischen zwei Tönen beschreibt. Besser hätte man dieses Album nicht nennen können. Wenn "Portamento" den Übergang darstellt, bin ich sehr gespannt auf das dritte Werk. Wahrscheinlich wird das dann das traurigste Album mit dem fröhlichsten Basslauf das es jemals gab. Trotzdem gibts auch für den musikalisch textlichen Wiederspruch drei von fünf Zigaretten.

Wertung:

Freitag, 16. September 2011

ClickClickDecker Konzert im Kino Künzelsau

Kaum zu glauben, jetzt kennen der Andi und ich uns schon seit zwei Jahren und am 13.9.2011 haben wir es erstmalig geschafft gemeinsam ein Konzert zu besuchen. Kevin Hamann alias ClickClickDecker hab sich im Konisaal des schönen Städtchens Künzelsau die Ehre und da wir beide diesem Ort emotional tief verbunden sind, waren die Tickets flugs bestellt.


Der Saal selbst war leider nur spärlich gefüllt. Was soll's, so ein quasi Privatkonzert bekommt man auch nicht alle Tage. Die Ein-Mann-Vorgruppe Petula aus Berlin sorgte für großes Staunen im Publikum. Der symphatische Newcomer mischte seine Lieder live auf der Bühne, indem er verschiedene Klänge mit der Gitarre in ein Aufnahmegerät einspielte und diese dann mittels Fußpedal steuerte. Vom Songwriting her war mit das eine Spur zu viel Radiohead ab Kid A, aber gegen Ende konnte man auch Einflüsse wie Death Cab For Cutie, The Notwist und Jimmy Eat World raushören. Insgesamt ein sehr erfreulicher Auftakt.




ClickClickDecker selbst enterten ca. 30 Minuten später die Bühne und präsentierten gut aufgelegt ein akustisch reduziertes Potpourri ihrer bisherigen Alben. Besonders gut ist mir ein neuer Song in Erinnerung geblieben, der die Textzeile "Das mit uns liegt eigentlich an Dir" beinhaltete. Das sollte unbedingt aufs nächste Album, Jungs. Auch der Song der neuen Split-Single mit Gisbert zu Knyphausen "Die Aufgabe davor und die Abgabe danach", das zusammen mit Petula vorgetragen wurde, fügte sich großartig in die Setlist ein.



Nachdem gegen Ende die Gästezahl ein wenig angestiegen war (die Sneak-Preview im anderen Kinosaal war zuende), gab es mit dem sehr emotional vorgetragenen "Wer hat mir auf die Schuhe gekotzt" das große Finale. Nach Angelika Express war das übrigens die einzige band, die ich bisher in Künzelsau hab spielen sehen. Vielleicht können wir bei CiH einen einen kleinen Beitrag dazu leisten noch mehr Bands dorthin zu locken. Ein Gast ist euch ab Oktober schonmal sicher. :)

Montag, 12. September 2011

WATERS - Out In The Light

erschienen am 9.9. über City Slang


Port O'Brien ist leider seit Anfang 2011 nicht mehr. Jetzt macht sich Frontmann Van Pierszalowski daran mit seiner neuen Band WATERS, die Indie-Welt neu zu erobern. Das Debut "Out In The Light" verlässt , zumindest im ersten Teil der Platte, die gewohnten Port O'Brien Pfade. Das bedeutet eher weniger folkige Banjos, mehr noisy Pop/Rocksongs. Wieso WATERS ausschließlich in großen Lettern geschrieben werden wollen erschließt sich mir derzeit noch nicht wirklich.

Schon die ersten Akkorde des Openers "For The One" leuten das neue Zeitalter von WATERS mit verzerrten Stimmen und stark verzerrten Gitarrenriffs ein. Und kaum hat man sich an die neue Rockigheit gewöhnt, fährt einem Track Nummer fünf  "Ones You Had Before" als ruhiges Stück in die Parade. Der Song kommt zu Beginn sehr gemütlich daher, blüht dann aber durch die einsetzenden Drums auf und wirkt etwas den 70ern entrissen. Ab diesem Track merkt man dann doch wieder Port O'Brien an allen Ecken und Enden, was ja prinizipiell nichts Schlechtes bedeuten muss. Leider finde ich jedoch, dass die Stücke zum Albumende hin dadurch etwas an Konsequenz einbüssen.  Mid-Tempo Rock oder nun doch Folk ... Fisch oder doch Fleisch. 

Die Songs sind meist recht einfach strukturiert und mit einzeln eingesetzten Noise-Elementen unterlegt, die für meinen Geschmack des öfteren mal etwas fehl am Platze wirken. Auf der anderen Seite sind da dann wieder einzelne Perlen versteckt die einfach gut funktionieren wie z.B. "If I Run". Dieser Song bewegt sich weg von einer introvertiert ruhigen Ballade hin zum catchy Rocksong, ohne einem genau zu veraten wo genau jetzt die Übergänge waren.

Es fällt mir ehrlich gesagt schwer die Platte wirklich einzuordnen. Die Platte wirkt befreit aber doch irgendwie angekettet. Verhaftet an alten Tugenden und auf zu neuen Ufern bekommt WATERS daher drei Zigaretten!

Wertung:

Sonntag, 4. September 2011

Stephen Malkmus - Mirror Traffic


erschienen am 19. August via Domino Records
 


Kaum ist die Euphorie über die Pavement-Reunionskonzerte 2010 verflogen, erstickt Stephen Malkmus, seines Zeichens Hauptsongwriter der Indiehelden, alle Hoffnungen auf eine neue LP im Sand und veröffentlicht stattdessen sein fünftes Soloalben. Wer die vorigen vier aufmerksam verfolgt hat weiß natürlich, dass sie diese nicht weit aus dem Pavement-Kosmos herauswagen und leider doch nie die Genialität eines "Terror Twilight" oder "Brighten the Corners" heranreichen.

Neuer Anlauf, neuer Produzent - und der ist beileibe kein Unbekannter. Malkmus konnte für Mirror Traffic nämlich keinen geringeren ale Beck Hansen gewinnen. Da waren im Vorfeld natürlich schon einige 90-Jahre-Indiefans-Schlüpfer bei der bloßen Bekanntgabe dieser Konstellation feucht. Leider - soviel kann man im Vorfeld schon verraten - macht sich Becks Anwesenheit auf den Produzentenstuhl auf dem Album kaum bemerkbar. Hätte Malkmus es selbst produziert, würde es sich wohl genauso anhören.

Mit "Tigers" schickt er dann gleich einen Song ins Rennen, der zum Besten zählt, was der gute Herr in den letzten Jahre zu Stande gebracht hat. Die Gitarren eiern, die Stimme überschlägt sich, der Pop ist allgegenwärtig - toll, toll, toll. Mit der ruhigeren zweiten Single "No one is (as I be)" geht es, wie Jogi Löw sagen würde auf "högschdem Niwo" weiter. Hier beweist er endlich mal wieder ein Händchen für Balladen der etwas anderen Art. Seinen Hang zu skurrielen Texten lebt er beim poppigsten Song der Platte, "Senator", aus. "I know what the Senator wants. What the Senator wants is a Blowjob" sinniert Malkmus darin lakonisch.

Im Mittelteil versinkt Malkmus leider wieder in seinem berüchtigten Gniedelwahn (Brain Gallop, Spazz, Jumblegloss) oder tritt tausendfach gehörte Pavementstandards breit (Asking Price, Stick Figures in Love, Long hard Book). "Share the Red" gefällt dann zum Schluss wieder mit hübschem Refrain, angezogener Handbremse und tollen Lyrics. Foever 18 und der pfiffige Schlusstrack "Fall away" fürhen die Platte sicher ins Ziel. Das mit "Polvo" mal wieder einer der besten Tracks der Session nur auf der japanischen Version enthalten ist, gehört bei Malkmus schon seit dem ersten Soloalbum zum guten Ton. Kann man verstehen, muss man aber nicht.

Alles in allem wurden die Erwartungen auch beim fünften Streich in so fern erfüllt, dass sie nicht erfüllt wurden. Wir beobachten den Herrn also weiterhin gespannt und schielen mit einem Auge auf die restlichen Ex-Pavement-Mitglieder.

Wertung:




Donnerstag, 1. September 2011

*Tourankündigung* Floggin Molly + Justin Sane

Ich habe mir vorgenommen hier auch etwas mehr über anstehende Konzerte zu berichten. Dies bezieht sich meist auf die Region Stuttgart und Umland. Selbstverständlch wird es weiterhin Konzertberichte von den Konzerten geben, die ich besucht habe auch wenn sie weiter außerhalb Stuttgart stattfinden werden. Man darf gespannt sein was da noch so kommen wird. Jetzt gehts hier erstmal los in chronlogischer Reihenfolge. Ach eigentlich ist die Reihenfolge egal! Es kommt wies kommt!! :-)


Justin Sane + Hello Piedpiper + Mirkos Workshop (12:10 11.9)


Dieser besonders ausgefallene Name steht für das Soloprojekt des Anti-Flag-Frontmanns Justin Geever. Er wird am 11.9 das 12:10 zu Stuttgart mit Sicherheit zum kochen bringen. Begleitet wird er von Hello Piedpiper die den Supportslot spielen. Auf die Kölner Singer/Songwriter freu ich mindestens im gleichen Masse. Um das ganze Paket abzurunden gibt Mirko Gläser der seit neun Jahren das kalifornische Lable Siedonedummy Records vertritt unter dem Motto "Von RRR bis Troja: Ideen gegen die Krise im Musik-Bereich" einen Workshop vor dem Konzert. Hier können sich gerade junge Stuttgarter Band informieren wie man sich nowadays vermarktet und an Hand von Mirkos Erfahrungen sicherlich viele wertvolle Erkenntnisse mitnehmen.

Flogging Molly (LKA Longhorn 25.11)


  

Zu Flogging Molly muss ich wahrscheinlich nicht mehr viel sagen. Wer sie einmal erlebt hat wird mir bestätigen, dass es sich hier um eine grandiose Liveband handelt. Irish Punk at it's best. Das Album "Speed Of Darkness" hat zwar schon ein paar Monate auf dem Buckel aber darf jetzt unter anderem am 25.11 im LKA in Stuttgart abgefeiert werden. Die Band wird aber sicherlich auch die alten Hits wie "Drunken Lullabies" zum Besten geben. Im Sommer haben sie schon die größten Bühnen diverser Festivals bespielt um jetzt die Marathon-Tour in Stuttgart mit einem großen Knall zu beenden. Ich freue mich schon drauf.


Ich würde mich freuen einen von Euch auf einem der beiden Termine zu sehen. 
Der Zigaretten-Andi!