Ohne irgendwelche Promoakionen und größeres Brimborium haben die Stars im September ihr neues Studiowerk, The North, veröffentlicht. Doch nicht nur die Releasestrategie der Kanadier ist verhalten, der Sound des mittlerweile sechsten Longplayers steht dem in nichts nach. Wenn man sich einige Interviews zu „The North“ durchliest, hört man immer wieder, dass dieses Mal eine positive Grundstimmung erzeugt werden sollte. Daran gibt es ja auch erst mal nichts auszusetzen. Allerdings bedeutet positive Grundstimmung in diesem Fall ein Höchstmaß an Belanglosigkeit.
Das Anfangsduo aus „The Theorie of Relativity“ und „Backlines“ klingen lustlos und unausgegoren, ein Eindruck, der sich auch im weiteren Verlauf der Platte manifestiert. Der besondere Zauber, der den letzten Werken und im Besonderen "Set yourself on Fire" inne wohnte sucht man hier vergeblich. Dafür bekommt man Schmalz und Plastikbeats. Herzlichen Dank auch. Lieder wie "Do you want to die together" oder "A Song is a Weapon" sind dermaßen überzuckert, dass es einem nach dem Hören erst mal die Ohren entkaramellisieren muss. Und auch mit der Tradition, dass der letzte Song eine Stars-Platte immer ein besonderes Hightlight darstellt, brechen die Indiepopper bedauerlicherweise. "Walls klingt" dermaßen kraftlos, dass man zeitweise denkt, der Song würde einfach mittendrin abbrechen, weil die Band ihre Instrumente nicht mehr halten kann. Was ist denn bloß los gewesen, dort im Studio?
Dass die Band das Songschreiben nicht komplett verlernt hat, stellt sie mit den von Amy Millians Stimme ins Ziel getragenen "Through the Mines" und "Lights changing Colour" unter Beweis. Aber das reicht natürlich nicht für ein gutes Album. Da wir den Norden nun gesehen haben, stellt sich die Frage: Wo gehts als nächstes hin? Wie wärs mit dem Süden? Denn die Schattenseiten dieser Band wurden mit dieser LP ausreichend zelebriert!!
John Darnielle, seines Zeichens Kopf der Bergziegen, scheint
ein großer Fan unseres Blogs zu sein. Jedenfalls hat er sich meine Kritik zu
Herzen genommen, die da lautete, dass sein letztes Album „All Eternals Deck“
fast an seiner eigenen Schlurfrigkeit eingeschlafen ist. Wie ist es sonst zu
erklären, dass bereits der Opener seines neuen Silberlings mehr Pfeffer im
Arsch hat als der ganze Vorgänger. Die Botschaft ist klar und wird mehrfach
ausgerufen: „Stay alive, just stay alive!“ Aber der gute Mann hat nicht nur
gehörig an der Pfeffermühle gedreht, er hat den Sound seiner Band auch durch
prominent eingestreute Trompetenarrangements erweitert. Diese Maßnahme verleiht
dem eh schon großartigen „Cry for Judas“ nochmal ein paar zusätzliche Farben.
Lyrisch spielt das neue Werk natürlich wie immer in der
obersten Liga mit und schüttelt locker Tätowierungsvorschläge für alle
Körperregionen aus dem Ärmel. „The lonliest people in the whole wide World are
the ones that you are never going to see again“ heißt es da beispielsweise im
herrlich rumpelnden „Harlem Roulette“. Auch wenn hier endlich mal wieder das
Schlagzeug ausgepackt wurde, hat die Band nicht vergessen ein paar
herzzerreißende Runterzieher unterzubringen, wie „Until I am whole“ oder das
starke „In Memory of Satan“. Auch mit dem gespenstischen „Night Light“ wird dem
Neuhörer noch mal aufgezeigt, dass Darnielle ein großer Horrofan ist und mit
„The Diaz Brother“ hat es auch endlich mal wieder ein richtiger Hit auf einen
Longplayer geschafft.
Wenn man bedenkt, dass die Band seit ihrem Bestehen jährlich
mindestens ein Album veröffentlicht, ist es schön zu sehen, dass dabei immer
wieder so qualitativ hochwertige Songsammlungen wie diese hier herauskommen.
Die Mountain Goats liefern mit „Transcendental Youth“ eines ihrer
ambitioniertesten und besten Alben ab und man kann sich vor diesem Hintergrund
nur auf nächstes Jahr freuen. Und falls Du das liest, John: Schön, dass Du so
kritikfähig bist!