Zum rezensieren dieses Werks habe ich mir kompetente Hilfe von der schönen Jil geholt. Herzlihen dank für die wohlüberlegten Worte zu Deinen Helden! Mal schauen ob die Leser die nicht vorhandenen Rechtschreibfehler vermissen wird. :-)
Yes, mit beiden
Füßen gleichzeitig springt Muse mit dem Opener Supremacy in die musige
Rockpfütze, so dass der Bombast nur so spritzt. Aus dem Dreck steigt
engelsgleich und von Streichern begleitet die Stimme von Matt Bellamy empor –
jedoch nur um mit voller Wucht einen weiteren Anlauf in den Klang krachender
Gitarren zu wagen.
Der Song könnte ohne
weiteres die neue James-Bond- Theme werden – wenn das nicht sogar schon
feststeht. Hier trifft Garbage’s „The World is not enough“ auf die stimmliche
Untermalung von Led Zeppelins Sänger Robert Plant. Ordentlich geschüttelt,
nicht nur gerührt.
Für den zweiten Song, die aktuelle Single „Madness“, habe
ich erst nach dem ca. 30ten mal Anhören eine Akzeptanz entwickelt. Zu simple
gestrickt, startet der Song doch erst ab Minute 3:00 richtig durch. Hier gehen
die Meinungen anscheinend auseinander, denn Chris Martin von Coldplay behauptet,
dies sei der beste Muse-Song ever.
Vollkommen unerwartet kommt „Panic Station“ daher: Funkige
Zeitreise in die 80er, Abstecher bei Prince und dem Slapbass. Der bislang
eingängigste Muse-Song meiner Meinung nach, da ich ihn schon nach einmaligen
Anhören als Ohrwurm im Kopf hatte. Beste Voraussetzung für einen großen
Radiohit - auch wenn das vermeidliche f-Wort wohl ausgebeept werden muss.
Es folgt ein Prelude, bei dem Bellamy den Chopin zum Besten
gibt. Ohne Unterbrechung gleitet der Song in den Nächsten, die allseits
bekannte Olympia-Single „Survival“. Hier wird mal wieder mit vollen Händen aus
dem wohl unendlichen Muse-Bombast-Kanister geschöpft und ordentlich mit
Queen-Konfetti gespickt. Eine wahre Eierlegendewollmilchsau, die musikalisch so
ziemlich alles kombiniert, was in den letzten Jahrhunderten in der Musikzeitgeschichte
passiert ist. Genug Angriffspunkte um der Zerreiß-Liebling der Kritiker zu
sein.
Die ersten Sekunden von „Follow me“ werden nicht etwa von galaktische Roboterponys
untermalt, die im Studio über das Mischpult galoppiert sind (hätte mich nach
Knights of Cydonia nicht gewundert), nein, es sind die Herzschläge des Bellamy
Junior, Bing, welcher sich zum Zeitpunkt der Aufnahmen noch im Bauch von Kate
Hudson befand. Eine Ode ans Vatersein, dessen kommerzieller Dance-Beat sich
zeitweise in den Herzschlag eines Baby-Dubsteps zu entwickeln scheint. Wahre Vatergefühle
oder Couvade-Syndrom?
„Animals“ ein innovativer 5/4 getakter Song erinnert an die
guten alten Origin of Symmetry-Zeiten. Einflüsse von Queens oft the Stoneage
sind erkennbar während die Gier der Menschheit besungen wird: „Animals, We’re
animals, Buy when blood is on the street.“
Dann der erste und auch letzte Crooner des Albums: “Explorers“.
Ein einlullender Lullaby,
plain und simple: "Shh, Go to sleep". Der nächste Song “Big
freeze” weckt mich um U2 Uhr und ich frage mich, wo ich bin. Anscheinend dort,
wo die Straßen keine Namen haben. Das sagen zumindest Bono & Co.
Um die Verwirrung zu perfektionieren, stimmt nun Bassist
Christopher Wolstenholme gesanglich „Save Me“ an. Wie eine Werbeunterbrechung
reißt der Song eine Schneise in das Album, die sogar für mich als
eingefleischten Muse-Fan eher nach einer neuen Single von Radiohead klingt. Mir
scheint, als fehle ein Instrument im Wolstenholme‘schen Debut… ach ja, ich fürchte
dieses Instrument ist Matt Bellamys Stimme.
Chris' zweiter Song „Liquid State“, in dem er lyrisch seine vom
Alkoholismus geprägten Vergangenheit verarbeitet, knüpft musikalisch an das
Vorgängeralbum The Resistance an. Erinnerte seine Stimme im vorherigen Lied noch
an Thom York, ist nun ein Josh Homme nicht abzustreiten.
Vorab auch schon als Promo-Trailer für das Album veröffentlicht,
folgt The 2nd law: Unsustainable. Der Song, der einer Audioaufzeichnung eines Dokumentarfilms
mit unterlegtem Dubstep gleicht, sorgte für viel Aufregung unter den Fans, dass
so manch einer sein Muse-Handtuch werfen wollte. Dabei kombiniert der Song
einfach nur Teile, die für nicht kombinierbar gehalten wurden: Dubstep mit
Streichern, Sprache mit Filmmusik – das war wohl das, was noch im musischen
Bombast-Kanister übrig geblieben ist und nun als Reste-Süppchen vor sich hin
köchelt.
Den Abschluss macht „The 2nd Law: Isolated System”: Auf ein ausgedehntes
Piano-Intro folgt in bekannter Builder-Manier ein Instrumentalstück, welches
vor der Album-Veröffentlichung stückchenweise
den Fans präsentiert wurde. In dem so genannten ‚Social Connectome Project‘
wurde die Muse-Fanbase grafisch in regenbogenfarbenen Nervenfasern des Hirns zusammengeschlossen,
ein Bild, das es sogar aufs Albumcover geschafft hat.
Fazit: Das gute Pulver wurde am Anfang verschossen
(Supremacy, Panic Station), Chris übernimmt mal in Matts Pipi-Pause das Mikro
und das Doppel-Song-Outro kommt leider bei weitem nicht an das Exo-Genesis-Triplett
von The Resistance heran.
Ach, was bin ich streng mit meinen Lieblingsschülern. Selbst
dran schuld, haben sie doch meine Erwartungen und Ansprüche in über einem
Jahrzehnt immer höher geschraubt. Aber wir wollen mal nicht so sein: 80% meiner
Nicht-Raucher-Zigarette
Wertung: