Sonntag, 30. September 2012

Muse - The 2nd Law

Zum rezensieren dieses Werks habe ich mir kompetente Hilfe von der schönen Jil geholt. Herzlihen dank für die wohlüberlegten Worte zu Deinen Helden! Mal schauen ob die Leser die nicht vorhandenen Rechtschreibfehler vermissen wird. :-)



Bambambambam…



1.Supermacy 2.Madness 3.Panic Station 4.Survival (Prelude) 5.Survival 6.Follow Me 7.Animals 8.Explorers 9.Big Freeze 10.Save Me 11.Liquid State 12.The 2nd Law: Unsustainable 13.The 2nd Law: Isolated System.


Yes, mit beiden Füßen gleichzeitig springt Muse mit dem Opener Supremacy in die musige Rockpfütze, so dass der Bombast nur so spritzt. Aus dem Dreck steigt engelsgleich und von Streichern begleitet die Stimme von Matt Bellamy empor – jedoch nur um mit voller Wucht einen weiteren Anlauf in den Klang krachender Gitarren zu wagen.

Der Song könnte ohne weiteres die neue James-Bond- Theme werden – wenn das nicht sogar schon feststeht. Hier trifft Garbage’s „The World is not enough“ auf die stimmliche Untermalung von Led Zeppelins Sänger Robert Plant. Ordentlich geschüttelt, nicht nur gerührt.

Für den zweiten Song, die aktuelle Single „Madness“, habe ich erst nach dem ca. 30ten mal Anhören eine Akzeptanz entwickelt. Zu simple gestrickt, startet der Song doch erst ab Minute 3:00 richtig durch. Hier gehen die Meinungen anscheinend auseinander, denn Chris Martin von Coldplay behauptet, dies sei der beste Muse-Song ever.




Vollkommen unerwartet kommt „Panic Station“ daher: Funkige Zeitreise in die 80er, Abstecher bei Prince und dem Slapbass. Der bislang eingängigste Muse-Song meiner Meinung nach, da ich ihn schon nach einmaligen Anhören als Ohrwurm im Kopf hatte. Beste Voraussetzung für einen großen Radiohit - auch wenn das vermeidliche f-Wort wohl ausgebeept werden muss. 

Es folgt ein Prelude, bei dem Bellamy den Chopin zum Besten gibt. Ohne Unterbrechung gleitet der Song in den Nächsten, die allseits bekannte Olympia-Single „Survival“. Hier wird mal wieder mit vollen Händen aus dem wohl unendlichen Muse-Bombast-Kanister geschöpft und ordentlich mit Queen-Konfetti gespickt. Eine wahre Eierlegendewollmilchsau, die musikalisch so ziemlich alles kombiniert, was in den letzten Jahrhunderten in der Musikzeitgeschichte passiert ist. Genug Angriffspunkte um der Zerreiß-Liebling der Kritiker zu sein.

Die ersten Sekunden von „Follow me“ werden  nicht etwa von galaktische Roboterponys untermalt, die im Studio über das Mischpult galoppiert sind (hätte mich nach Knights of Cydonia nicht gewundert), nein, es sind die Herzschläge des Bellamy Junior, Bing, welcher sich zum Zeitpunkt der Aufnahmen noch im Bauch von Kate Hudson befand. Eine Ode ans Vatersein, dessen kommerzieller Dance-Beat sich zeitweise in den Herzschlag eines Baby-Dubsteps zu entwickeln scheint. Wahre Vatergefühle oder Couvade-Syndrom?

„Animals“ ein innovativer 5/4 getakter Song erinnert an die guten alten Origin of Symmetry-Zeiten. Einflüsse von Queens oft the Stoneage sind erkennbar während die Gier der Menschheit besungen wird: „Animals, We’re animals, Buy when blood is on the street.“

Dann der erste und auch letzte Crooner des Albums: “Explorers“. Ein einlullender Lullaby, plain und simple: "Shh, Go to sleep". Der nächste Song “Big freeze” weckt mich um U2 Uhr und ich frage mich, wo ich bin. Anscheinend dort, wo die Straßen keine Namen haben. Das sagen zumindest Bono & Co.

Um die Verwirrung zu perfektionieren, stimmt nun Bassist Christopher Wolstenholme gesanglich „Save Me“ an. Wie eine Werbeunterbrechung reißt der Song eine Schneise in das Album, die sogar für mich als eingefleischten Muse-Fan eher nach einer neuen Single von Radiohead klingt. Mir scheint, als fehle ein Instrument im Wolstenholme‘schen Debut… ach ja, ich fürchte dieses Instrument ist Matt Bellamys Stimme. 

Chris' zweiter Song „Liquid State“, in dem er lyrisch seine vom Alkoholismus geprägten Vergangenheit verarbeitet, knüpft musikalisch an das Vorgängeralbum The Resistance an. Erinnerte seine Stimme im vorherigen Lied noch an Thom York, ist nun ein Josh Homme nicht abzustreiten.

Vorab auch schon als Promo-Trailer für das Album veröffentlicht, folgt The 2nd law: Unsustainable. Der Song, der einer Audioaufzeichnung eines Dokumentarfilms mit unterlegtem Dubstep gleicht, sorgte für viel Aufregung unter den Fans, dass so manch einer sein Muse-Handtuch werfen wollte. Dabei kombiniert der Song einfach nur Teile, die für nicht kombinierbar gehalten wurden: Dubstep mit Streichern, Sprache mit Filmmusik – das war wohl das, was noch im musischen Bombast-Kanister übrig geblieben ist und nun als Reste-Süppchen vor sich hin köchelt.

Den Abschluss macht „The 2nd Law: Isolated System”: Auf ein ausgedehntes Piano-Intro folgt in bekannter Builder-Manier ein Instrumentalstück, welches vor der Album-Veröffentlichung stückchenweise den Fans präsentiert wurde. In dem so genannten ‚Social Connectome Project‘ wurde die Muse-Fanbase grafisch in regenbogenfarbenen  Nervenfasern des Hirns zusammengeschlossen, ein Bild, das es sogar aufs Albumcover geschafft hat.

Fazit: Das gute Pulver wurde am Anfang verschossen (Supremacy, Panic Station), Chris übernimmt mal in Matts Pipi-Pause das Mikro und das Doppel-Song-Outro kommt leider bei weitem nicht an das Exo-Genesis-Triplett von The Resistance heran.

Ach, was bin ich streng mit meinen Lieblingsschülern. Selbst dran schuld, haben sie doch meine Erwartungen und Ansprüche in über einem Jahrzehnt immer höher geschraubt. Aber wir wollen mal nicht so sein: 80% meiner  Nicht-Raucher-Zigarette
  
Wertung:
 


Dienstag, 18. September 2012

Kilians, Stragula München, 14.9.2012

Eine gute Tat hat der Andi da mal wieder vollbracht, als er die Biggi und mich als Vertretung zum Privatkonzert der Kilians ins Stragula nach München geschickt hat. Eine Vertretung hätten wohl noch mehrere senden sollen, denn anstatt der angekündigten 100 Auserwählten, hatten es nur sage und schreibe 20 Personen in die rustikale Hinterhofkneipe am Heimaranplatz geschafft. Sozusagen ein „Hautnah“ Konzert.


Empfangen wurden wir direkt von den Hauptpersonen vor der Türe, die dort noch gemütlich an ihren Kippchen zogen. Wir schlappten also erst einmal rein in die gute Stube und suchten uns unser Plätzchen, natürlich mit Aussicht auf gute Sicht (wir wussten ja noch nicht, dass wir mehr als nur Platz haben würden).  Lange Rede kurzer Sinn, nach dem noch ein paar wenige einzelne Personen sich herein getraut hatten, fing es dann erst einmal an. An den Gesichtern der Kilians war nicht gerade Freude abzulesen, als sich die Bude nach Einlass immer noch nicht wirklich gefüllt hatte. Aber professionelle  Musiker sollten sich auch davon nicht abschrecken lassen. Meiner Meinung nach, haben sie sich das aber leider durchaus anmerken lassen. Kommentar Simon: „Mmh, also wir spielen hier jetzt aber keine leise Unterhaltungsmusik.“ 

Dann wurde aber erst einmal lauthals losgeschreddert. In guter alter Kilians Manier gaben die fünf Jungs aus Dinslaken zwei Stücke der jetzt schon dritten Platte „Lines you should not cross“  zum Besten.

Die Auskopplung „Felony“ wurde von Simon den Hartog mit „So, der nächste Song ist das sechste Stück auf der Platte, also so mittelgut“ angepriesen. Zumindest er hatte seine, wie gewohnt, zynische Art nicht verloren. Leider blieb das Tanzen, der normalerweise tobenden Menge, aus und jeder verfolgte das Treiben auf der Bühne mit Wippen der Beine und Kopfnicken.

„Song #4, also schon etwas besser!“ kündigte Simon die zweite Singleauskopplung „Not today“ an. „Da wir uns kein Video leisten können, könntet Ihr nun alle Eure Smartphones zücken und uns diese dann vorne bringen, dann wäre das auch schon erledigt.“ Auch diese Nummer wurde heruntergespielt und gut. Es folgte die erste Single „Dirty Love“ und nach etwas mehr wie einer halben Stunde, merkte man den Jungs an, dass sie nicht wirklich noch mehr Lust hatten. Also noch kurz eine Zugabe in Form einer Simon Solo Nummer von „Innocence“ und danach durften die anderen vier auch nochmal auf die Bühne. Wir und auch die paar anderen forderten „Hometown“, was wir dann zum Glück auch bekamen.

Nach gut einer dreiviertel Stunde, war das Spektakel dann leider schon zu Ende. Wirklich sehr sehr schade, denn wir und die paar Anderen hätten sehr gerne noch mehr gehört.

Das Gute an der Sache war schlussendlich, dass wir die Jungs nach einer längeren Pause endlich mal wieder live erleben durften und uns ein Plausch mit ihnen ebenso gewährt wurde. Sie haben es natürlich selbst sehr bedauert, dass nicht mehr den Weg ins Stragula gefunden hatten. Dies hat Amazon leider zu verschulden. Trotzdessen haben die Fünf die Liebe an der Musik nicht verloren und sind noch immer dieselben wie vor 4 Jahren, als wir sie das erste Mal live erlebt haben.

Dienstag, 11. September 2012

The Gaslight Anthem - Handwritten

Punk goes Dylan - um Himmels Willen?


1. "45" 2. Handwritten 3. Here Comeys My Man 4. Mullholand Drive 5. Keepsake 6. Too Much Blood 7. Howl 8. Biloxi Parish 9. Desire 10. Mae 11. Nationa Anthem 12. Blue Dahlia 13. Silver 14. You Got Lucky


Eins lässt sich Brian Fallon und seinen Jungs alias The Gaslight Anthem nicht vorhalten - sie seien unproduktiv. Nach dem 2007 erschienen Punk-Meisterwerk "Sink or Swim" gab es nahezu im Jahreszyklus neue Alben der Band aus New Brunswick. Leider hatte keines diese Werke mir die Kraft und Stärke des Erstlings erreicht. Stücke wie "Wooderson" sind inzwischen in meinem Kopf Klassiker des amerikanischen Punks. Aber durch die vielen Alben hat die Gaslampen Hymne langsam aber sicher an Leuchtkraft verloren aber an Popularität gewonnen.Nachdem dieses Jahr nahezu kein großes Festival ausgelassen wurde steht jetzt also bereits das vierte Album namens "Handwritten" an.

Das neue Album wurde produziert von Brendan O'Brien, der bereits für Pearl Jam und Springsteen an den Reglern stand. Bei so einem Produzenten und beim Majordebut der Sympathen aus New Brunswick stehen die Zeichen also aus Stadionrock. Genau das liefern sie auch mit dem ersten Song "45", der zugleich auch die erste Single ist ab. Um es Vorweg zu nehmen, ist das wohl der noch punkigste Song der Platte. Der Titeltrack "Handwritten" im Anschluss, versucht sich zu stark mit Dylan Anleihen und Brian Fallon versucht mit seiner leidenden Musikerstimme den Songs eine Tiefgründigkeit zu verpassen, die meistens aber inhaltlich fehlt. Den in Handwritten geht es um selbstgeschriebene Songs / Gedichte / Texte / Briefe aber leider ist das kein gutes selbstgeschriebens Exemplar. Trotzdem ist der Song eingängig und Stadion- und Festivaltauglich.

Das Album ist sehr amerikanisch geworden. Dylan oder Petty Gitarren wo man hinhört. Mid-Tempo Stücke mit mitsing Charackter, die mir aber trotz der Fallonschen Inbrunst nicht so wirklich Nahe kommen. Das ist mir im vergleich zu früher alles etwas zu glatt und konformistisch.

Ich darf jetzt aber auch nicht unfair werden. Die Songs sind handwerklich sicherlich gut gemachte Pop-Songs aber bis auf "45" wird mir davon nicht viel im Kopf bleiben. Songs wie "Desire" oder "Mae" sind eher Lückenfüller zwischen Opener und Abschlusshymne einer Stadionrockplatte. Diese kommt dann auch mit "You Got Lucky" sehr bedächtig daher aber mit Garantie mitgröhlbar.


Viel der alten Gaslight-Anthems sind aber nicht wirklich zu hören dazu ist das Album zu sehr auf Pop gebügelt. Aber Brian Fallon will ja aufs Cover des Time Magazin. Wenn er dann drauf ist werde er all seinen Fans einen ausgeben. Ich werde mittrinken (Ich bin Schwabe) aber schmecken wird es mir vermutlich nicht mehr.
erschienen am 20. Juli 2012 via Mercury (Universal)
Homepage

Wertung:

Freitag, 7. September 2012

Get Well Soon - The Scarlet Beast O'Seven Heads

Endzeit Spaghetti Western


1.Prologue 2.Let Me Check My Mayan Calendar 3.The Last Days Of Rome 4.The Kids Today 5.Roland, I Feel You 6.Disney 7.A Gallows 8.Oh My! Good Heart 9.Just Like Henry Darger 10.Dear Wendy 11.Courage, Tiger! 12. The World's Worst Shrink 13.You Cannot Cast Out The Demons (You Might As Well Dance)

Zum Anfang des Jahres, machte es den Anschein als ob die Webseite von Get Well Soon von einer Sekte gekapert wurde. Schnell war aber klar, dass es sich hierbei um einen Versuch handelte via viralen Marketings das kommende Album von Konstantin Gropper und seine Band a.k.a. Get Well Soon zu pushen. Ob Sie damit erfolgreich waren oder nicht ist für mich eher zweitrangig.  Das Ergebnis ist eine unterhaltsame und oldschoolige Homepage mit Blinken und Glitzern und eine etwas uninspirierte Bonus-EP . Nun gilt es zu beurteilen ob das TamTam auch zu einem großartigen Album geführt hat. Denn nichts geringeres wird nach den Vorgänger-Alben von Konstantin auch beim dritten Werk "The Scarlet Beast O'Seven Heads" erwartet.

Für seinen Drittling hat der selbsternannte Cineast sich Inspiration von Spaghetti-Western aus den 60ern geholt. Man hört an allen Ecken und Ende, gerade bei der Single "Roland I Feel You" wie Enrico Morricone das Lied vom Tod spielt. Das Video zu "Roland I Feel You" greift, dieses Thema dann auch konsequenter Weise auf und beeindruckt mit seinem Pomp und trotzdem diletantischen Elementen. Ganz Italo-Western halt.

Aber jetzt erstmal first things first und das heisst bei Get Well Soon als erster Song erstmal Prelude, Intro oder wie beim jetzigen Album "Prologue". Es ist ein sehr reduziertes Stück mit zarter Gitarre, Mundharmonika und klarer Stimme. Ausserdem beinhaltet es auch großartige textliche Elemente wie z.B. "There's no encore in afterlife." .Gerade dieser Wortwitz und textliche Finesse zieht sich weitestgehend durch das gesammte Album, das verrät schon der zweite Song "Let Me Check My Mayan Calendar" der instrumental, pompös mit Glockenspielen etc. inszeniert ist. Genau darin sehe ich auch die fundamentalste Stärke von Get Well Soon - in der Inszenierung und Komposition. Get Well Soon Alben brauchen bis man sie mag. Es sind Grower - sperrig aber immer wieder schön. Es gibt auf Grund der Vielzahl an Stilelementen immer wieder neue Aspeckte zu entdecken.

Nichtsdestotrotz verwehrt genau das wohl den Zugang zu einer größeren Hörerschaft. Gerade bei "The Scarlet Beast O'Seven Heads" wurde weitest gehend auf catchiness und klar abgrenzbare Refrains verzichtet. So ist bei "The Last Days Of Rome" der Refrain ein verhallt, verzerrter Gesangspart. Ich hätte mir schon das ein oder andere Stück wie "Automatic Heart" oder "We Are Ghosts" gewünscht, dass auch mal im Ohr hängenbleibt und dann im Zweifel dafür nicht so sehr auf das Gesamtbild bzw. die Atmosphäre des Albums einzahlt. Das kann und wird auch mit der häufigen Arbeit an Filmmusiken von Konstantin zusammenhängen.



Auch wenn ich kein großer Western-Fan bin (egal ob original oder italo) schafft es Get Well Soon aber doch wieder eine ganz eigene Atmosphäre und Stimmung rund um das Album zu erzeugen. Melancholisch wie immer, sphärisch und vielfältig wie selten. Und wer die vorgänger Alben kennt fragt sich, wie das noch steigern lässt. Aber seit versichert es geht. Man erkämpft sich Song für Song textlich, inhaltlich und dann musikalisch. Wer bereit ist diesen Kampf zu kämpfen - wird am Ende belohnt. Es sei von meiner Seite aus jedem wärmstens ans Herz gelegt einen Versuch zu wagen. Daher erhält "The Scarlet Beast O'Seven Heads" auch 70% meiner Zigarette.

erschien am 6. Juli 2012 via City Slang
Homepage

Wertung:

Dienstag, 4. September 2012

Philipp Poisel - Projekt Seerosenteich

befindlichkeitsfixiertes Heulsusen Getue

1.Schweigen Ist Silber 2.Wo Fängt Der Himmel An 3.Halt Mich 4.Eiserner Steg 5.Liebe Meines Lebens 6.Seerosenteich 7.Zünde Alle Feuer 8.Ich Und Du 9.Wie Soll Ein Mensch Das Ertragen 10.Mit Jedem Deiner Fehler 11.Durch Die Nacht 12.Bis Nach Toulouse 13.Als Gäb's Kein Morgen Mehr 14.Ich Will Nur

Mit Live-Alben ist es immer so eine Sache. Ihre Hauptaufgabe sollte darin bestehen die Live-Atmosphäre weitestgehend ins Wohnzimmer zu übertragen. Philip Poisel, der Schmusebarde aus Ludwigsburg, wagt einen neuen Versuch dichte Atmosphäre aufs Sofa zu zaubern. Das Projekt hierzu heisst "Seerosenteich" und wird auch als Projekt so betitelt. Ob der Junge Singer-Songwriter, der gerade mal zwei Alben veröffentlicht hat, das gut hinbekommt darf bezweifelt, muss aber untersucht werden.   

Zunächst gillt es festzuhalten, dass dieses Live-Album anders ist als viele seiner Zunft. Herr Poisel hat sich nämlich nicht nur ein Konzert aus seiner Tour ausgesucht sondern jeden Song handverlesen von allen Konzerten seiner Tour. Man möge nun sagen, antscheinend hat der junge Mann einfach kein durchgängig veröffentlichungsfähiges Konzert gespielt aber die Songs sind dafür durchweg klanglich, qualitativ gut aufgezeichnet. Man mag ja von so befindlichkeits fixiertem Songwriting halten was man will. Ich persönlich finde bei Philipp Poisel ist so dermaßen over the top schnulzig, dass man ihn für seine Schamlosigkeit eigentlich schon wieder gern haben muss. Natürlich würde man sowas niemals laut anhören - viel zu peinlich. Aber nun gut ich hab es angehört und ich schreibe darüber so peinlich kanns, dann doch wieder nicht sein.   

Eröffnet wird das Konzert unter getöse von dem schönen Track "Schweigen ist Silber". Der junge Mr.Poisel näselt seine romantisch verklärten Zeilen in das Mikrofon und bringt das vorwiegend (vermutlich fast ausschlieslich) weibliche Publikum zum triefenden schwelgen. Den Gesangsstil hat er sich wohl von Superbuddy und Lableboss Herbert Grönemeir abgeschaut. Bei dem eigentlich schönen Song "Als Gäbs Kein Morgen Mehr" treibt er es aber auch gesanglich auf die Spitze und vernuschelt die Sätze ein ums andere Mal. Ich finde das Schade gerade bei Auftritten wie bei TV Noir oder ähnlichen Formaten ist das noch nicht passiert. Aber okay. Ein Tiefpunkt der Platte ist aber spätestens dann erreicht wenn Philipp Poisel seinen Buddy Matthias Schweighöfer zu dem Song "Eiserner Steg" auf die Bühne bittet, der auch bestimmt schon in einem seiner Filme als Soundtrack verwurstet wurde. Auch wenn der Typ noch so sympathisch ist, seine Filme sind absolute Grütze. Aber natürlich macht man alles um kreischende Mädchen auf einen Live-Mitschnitt zu bekommen. Singer Songerwriter mit Kommerz. Manchmal auch gerade durch die Zerstückellung des Live-Mitschnitts macht dies doch allzu oft den Eindruck. 

     

Aber man darf ja nicht nur Schelte geben. Die Live-Version des Songs, der Philipp Poisel wohl am besten beschreibt, ist hervorragend gelungen. Mitsingende (vermutlich) Teenie-Mädchen wünschen sich im kollektiv einen so deprimierten Exfreund wie Philipp in seinem Stück "Ich Will Nur". Mit diesem Stück ist dann auch die 13-Song starke Live-CD von Philipp Poisel abegfrüstückt. 
    Zurück bleibt ein etwas schaler Komerz nachgeschmack aber mit Gänsehaut und daher Teile ich mein Nasenspray mit Philipp und 40% meiner Kippe.

erschien am 17. August 2012 via Grönland
Homepage

Wertung:

Sonntag, 2. September 2012

Rayland Baxter - feathers & fishHooks

Young, fucked-up and heartbroken... but quite pretty


1. Mtn song 2. Olivia 3. Marjoria 4. Tell Me Lover 5. Woman For Me 6. Good Friend 7. Dreamin 8. Willy's Song 9. Driveway meLody 10. Hoot Owl 11. Trouble 12. Willow
Hi Country-Musik, schön, dass du wieder da bist, ich hab dich lang nicht mehr gesehn! Ich weiß, dass es nicht einfach für Dich ist, weil eigentlich bist Du ja eine ganz zarte Seele. Du wirkst zwar manchmal ein wenig einfach und viele behaupten ja, du wärst nicht mehr als der Soundtrack zu republikanischen Wahlkampfveranstaltungen. Aber das ist natürlich völliger Blödsinn. Klar bist du nicht immer einfach zu verstehen, hast Dich manchmal mit Typen eingelassen, die sich auf Deine Kosten in großen Stadien mit Funkmikrofonen bereichern wollten. Auch die haben dann von Liebeskummer und Outlawtum gesungen aber eigentlich haben sie doch nur auf den nächsten Scheck von Capitol Records gewartet und sich überlegt mit welch’ billigem Patriotismus man den Massen noch mehr Kohle aus den Taschen ziehen kann.

Aber wir beide wissen doch spätestens seit Cash, Townes van Zandt, Steve Earle und Ryan Adams, wer Du wirklich bist. Egal wie groß das Stadion auch sein mag, letztlich sitzt Du doch mit Whiskey und Zigaretten am Seitenrand mit einer Träne im Auge. Weil Du weißt, dass es da eine Einsamkeit und Traurigkeit gibt und dass kein Geld der Welt etwas dagegen tun kann. Aber Du weißt auch, dass es hilft, einen Song darüber zu schreiben. Einen ehrlichen Song, mit dem sich vielleicht nicht ganz so viele Menschen identifizieren können aber die, die es tun, die weinen mit Dir, weil das, was Du schreibst in seiner rauen Offenheit direkt verstanden wird. Das ist nicht einfach, das ist ehrlich!



Ach und wie es mich da freut, dass Du mit Rayland Baxter endlich wieder eine neue, junge Liebe gefunden hast. Klar ist das wieder eine bittersüße Erfahrung… wie das Leben halt auch. Da ist nichts zynisch, manches vielleicht etwas pathetisch aber scheisse, wie lange habe ich schon die Schnauze voll von diesen verfickten Zynikern, die von Themen wie Liebe und Freundschaft, Tod und Verlust nur in den Dreck ziehen können. Alles ist immer relativ, nichts ehrlich, nichts wirklich real – ein Leben in Skinny-Jeans und scheinbarer Coolness, alles ist post-irgendetwas – tut es denn weniger weh, nur weil man es schon tausendmal gefühlt hat? I don’t think so, mister cool! Und dann kommst Du, liebe Country-Musik, um die Ecke mit diesem jungen Typen, der Sachen sagt, die ich auch gern sagen könnte. Sachen wie, „all I can say to the one that I love for leaving so soon, but if you trust in the moon and the stars above, I will be there again I’m sure” (Good Friend) oder “This house is old and fragile like the bones, of an old man without love growing old alone. He holds her picture in his hands, tell me lover, is this how it ends” (Tell me lover) – ich glaube, ich hör Dir einfach noch ‘ne Weile zu, vielleicht kann ich es dann auch irgendwann so sagen. Das Schöne daran ist aber doch, und manchmal habe ich das Gefühl, viele Menschen verstehen das nicht - nicht das traurig sein, sondern dass man sich beim hören verstanden fühlt und, dass man die Wärme der Sonne nur dann wirklich genießen kann, wenn man die Kälte des Schattens wirklich kennt. Denn am Ende steht auch bei Euch beiden die Erkenntnis „Everything will be okay“ (Willy’s Song).

Das komplette Album im Stream gibt es bei Paste-Magazine, offizielle physische VÖ ist der 4. September, soweit ich das überblicke aber vorerst nur als Import. Nähere Infos auch auf seiner Site - auf iTunes und Amazon findet ihr das Ding schon digital.

Wertung: