Mittwoch, 30. November 2011

Mud Mahaka - Yes My Friend But What Is

erscheint am 2.12.2011 über analogsoul

Was steckt hinter einer Band die sich slebst Mud Mahaka nennt? Das war die Frage die ich mir stellte als ich die CD aus der aufwendig, schönen Vepackung zog. Es hätte von Metal bis Balkan-Pop alles sein können. Keines von beiden traf zu.  Hinter Mud Mahaka ist ein fünfköpfiges Popprojekt mit und von Komponist und Sänger Arpen.

Wenn man Pop hört freut man sich auf eingängige Melodien und drei Instrumente. Wenn man Mud Mahaka hört denkt man? Ach das kann Pop also auch sein? Und das meine ich in keinster Weise negativ. Direkt bei dem Opener "All Bridges" der fünf Track EP "Yes My Friend But What Is" verwirft meine eigentlich Pop-Hörgewohnheiten. Schwebende Gitarren und Noise-Elemente fordern einen heraus. Aber wenn man sich hinein gehört hat merkt man wie filigran hier mit Stimmungen und Tonalität gespielt wird. Besonders deutlich wird das dann bei "Yes". Hier wird erstmal alles auf der Stimme von Arpen aufgebaut und der Song etwickelt nach und nach Struktur und wird immer eingängiger. Aber hört euch das am besten mal selbst an.






Man erkennt meiner Meinung nach hier ziemlich genau den Drahtseiakt zwischen artiger musikalischer Ausdrucksweise und trotzdem dem Pop angetan. Manche nennen es Post-Pop, manche nennen es unnanhörbares wirres Zeug. Ich nenne es einfach interessant und daher auch drei Kippen. Man darf gespannt sein was da noch in Albumform nachkommen wird.

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Wertung:

Freitag, 25. November 2011

Susie Asado - Traffic Island

erscheint am 9.12.2011 über KOOKmusic


Zur Zeit drücken ja unglaublich viele Frauen in die folky Singer-/Songwriterecke. Meist klingt das dann aber gewollt und berührt selten. Demnächst erscheint der Zweitling einer neuen wie immer frischen, wie immer anderen und wie immer authentischen jungen Frau namens Susie Asado. Wenn das Album hällt was das Promo Material verspricht, dann haben wir einen neuen Stern am deutschen Singer-/Songwriterhimmel... wie immer.

Generell geht singt Susie Asado, wie die meisten Singer-/Songwriter über die Liebe und das Leben aber auch mal über Hunde, Flugzeugabstürze und ähnliches. Das lockert das doch schon sehr festgelegte Genre wunderbar auf. Wenn ich euch jetzt noch erzähle dass sie das in bestem Denglish tut dann seid ihr bestimmt noch skeptischer. Aber dafü besteht kein Grund die Sprachwechsel werden sehr charmant in die Songs eingebettet und bilden, die sprachlich verwirrte Realität vieler ab.

"Traffic Island" hat den Do-It-Yourself Charme des ersten Albums abgelegt und ist erwachsener geworden.  Die Stücke klingen ausgereifter, strukturierter und mit mehr Feingefühl eingespielt. Man merkt den Songs einfach an das sie die Babies der Band/Künstlerin sind.

Diese Liebe zu dem was sie tut sieht man auch an den liebevollen Videos zu ihren Stücken. Zum Beispiel zu dem Stück "Autobiography Of A Skyscraper". Leider finde ich diesen Song einen der weniger gelungenen auf dem Album. Der Titel hat mich auch direkt an Knarf Rellöms "Autobiografie einer Heizung" erinnert. Ich finde sie bei Stücken wie z.B. "Koffer Auf Koffer Zu" am besten. Eher Chanson und trotzdem bzw. gerade deswegen toll. Hört auch mal auf das charmant gerollte "R" in diesem Song.





Nun ist es hat mal wieder so dass in der Mitte der Promo die Wahrheit liegt. Sehr schön geworden ist sie die frischbeblumte Verkehrsinsel. Ich setz mich drauf rauche vier Fluppen und geh weiter... natürlich nimm ich die Kippenstummel mit. :-)

Wertung:




Wer die gute Frau live genießen will findet die Tourdaten und sonstiges Wissenswertes hier!

Sonntag, 20. November 2011

Niels Frevert - Zettel Auf Dem Boden

erschienen am 4.11.2011 über Tapete


Zum erstenmal auf Niels Frevert aufmerksam wurde ich, als er den Supportslot bei Kettcar spielte. Schon damals blieb mir seine ruhig, unaufgeregte Stimme im Gedächtnis. Seit Anfang des Monats gibt es nun den Nachfolger von dem tollen Album "Du Kannst Mich An Der Ecke Rauslassen!" aus dem Jahr 2008. Es trägt den schönen Albumtitel "Zettel Auf Dem Boden". Sozusagen eine Setlist der vergangenen drei Jahre.

Mit dem neuen Album macht der Hamburger jetzt auch dem letzten klar, dass die rockigen Zeiten (1.Album) vorbei sind. Der "Zettel Auf dem Boden" ist konsequent Singer/ Songwriter - Pop ohne Experimente. Natürlich lässt sich auch Niels inzwischen von einem ganzen Sammelsurium an mehr oder weniger Skurilen Instrumenten begleiten. Mal mit Leierkasten oder Bläsern. Das passiert aber so gut abgemischt, dass er sich nicht in den Sounds verliert. Mann mit Gitarre oder Pian das wars im großen und Ganzen. Manchmal etwas wenig abwechslungsreich, wenn man die Albumdistanz nimmt. Aber immer textlich herausragend schön. 

Die zum Beispiel sehr schöne Single ist schon im Titel, der dann auch die Hookline ist, aller höchste Songwriting Kunst. "Ich Würde Dir Helfen, Eine Leiche Zu Verscharre, Wenn's nicht meine ist". Einfach Geschichten mit Herz erzählt, darin liegt mutmaßlich die Schönheit von Niels Frevert. Inzwischen ist auch er deutlich gereift was sich nicht nur optisch sondern auch in seinen Texten niederschlägt. Auch das Video mit Gastauftritt von Herrn Wiebusch ist sehr gelungen.






Leider geht dem Album aber gegen Ende hin doch die Puste aus. Songs wie "Zürich" oder "Wohin Hat Es Deine Sprache Verschlagen" sinken textlich als auch musikalisch im Vergleich zu den tollen Songs wie "1qm Regenwald" eher ab.

Man merkt bei dem Album handelt es sich um ein zweischneidiges Schwert. Sehr gut aber... Das Album steht immer kurz vor dem ins großartig kippen schaffts dann aber im Endeffekt doch nie mich hunderprozentig zu begeistern. Trotzdem gibts vier Kippen von mir.

Wertung:

Samstag, 12. November 2011

Reinhard Mey, Circus Krone München, 6.11.2011


Natürlich ist die Frage äußerst berechtigt, ob dieser hippe Blog hier tatsächlich der richtige Ort für einen Reinhard-Mey-Konzertbericht ist. Ich sage ja, denn wenn man die Sache mal genauer betrachtet ist Deutschlands bekanntester Liedermacher auch nur jemand, der - mit Gitarre bewaffnet - auf der Bühne steht und musikalisch und textlich brilliante Lieder über Liebe, politische und moralische Missstände und alltägliche Dinge trällert. Und was bitteschön ist Conor Oberst?! Eben.

Zum ersten Mal hatte ich also letzten Sonntag das Vergnügen den von mir hochgeschätzten Herrn Mey erstmals live zu erleben - und zwar im auverkauften Circus Krone in München. Die Karten hatte ich schon seit einem Jahr und trotzdem hat's nur für einen Platz gereicht, auf dem man optisch vorwiegend Reinhards Hinterteil zu sehen bekam. Schön auch für jemanden, der stramm auf die Dreißig zugeht, mal einer der Jüngsten zu sein. Klar, der Großteil des Publikums hat schon zu "Über den Wolken" gegroovt als ich noch Quark im Weltall war. Der ein oder andere Mittzwanziger hatte sicher aber trotzdem hierher verirrt.

Unter tosendem Applaus betrat der Liedermacher dann pünktlich um 20 Uhr die Bühne und präsentierte eine teilweise umgetextete Version eines meiner Lieblingslieder "Gib mir Musik", eine Liebeserklärung an die Musik als solche.

"In der ersten Frühmaschine zwischen Frankfurt und Berlin,
Eingekeilt zwischen zwei Businessmen, das Frühstück auf den Knie‘n,
Den Walkman auf den Ohren, die Musik ist klar und laut,
Und ich wag‘ es kaum zu atmen, und ich spür‘ die Gänsehaut,
Wie ein mächt‘ger Strom von Wärme mich mit der Musik durchfließt,
Wie mir plötzlich, unwillkürlich Wasser in die Augen schießt.
Und ich weiß ich hab‘ natürlich kein Taschentuch im Jackett,
Und ich wein‘ einfach drauflos und auf mein Frühstückstablett.
Links und rechts die Nadelstreifen und ich heulend mittendrin.
Ob die Guten wohl sich wohl vorstellen können, wie glücklich ich bin?"

Schön, schön, schön. Man ertappt sich hier nicht zu letzten Mal dabei sich zu Fragen, wie dieser man diesen tollen Sound mit nur einer Gitarre hinbekommt. Man hat das Gefühl, es versteckt sich noch ein ganzes Rudel Zusatzgitarristen hinterm Vorhang. Dem ist aber nicht so. Was folgt ist ein bunter Strauß aus Songs der letzten drei Alben. Nur ab und zu spielt er wie bei "Herbstgewitter über Dächern" Lieder älteren Semesters an. Fand ich persönlich gar nicht schlecht, denn ich bin großer Fan seines Spätwerks.

Herr Mey beeindruckt allerdings nicht nur durch eine tolle Setlistwahl und die musikalisch großartig vorgetragenen Lieder, nein, ein Entertainer ist an ihm ebenfalls verloren gegangen. Immer wieder lockert er das Set durch kleine Anekdötchen auf und es macht ihm sichtlich Spaß das Publikum zu amüsieren. Einen besonderen Höhepunkt stellt der emotionale Vortrag des Liedes "Drachenblut" dar, das er für seinen seit zwei Jahren im Wachkoma liegenden Sohn komponiert hat. Musik ist Therapie, ich sag's ja immer.

Das reguläre Konzert wird mit dem nachdenklichen "Was keiner wagt" beendet, aber Reinhard lässt sich danach natürlich nicht lumpen und legt nochmal vier Zugaben nach - dieses Mal sogar mit Akkordeonbegleitung. Das letzte Lied des Abends, "Gute Nacht Freunde" spielt er dann zu uns "Hinterbühnlern" gerichtet. Tolle Geste. Achja, an diesem Abend wurde auch die bald erscheinende Live-CD aufgezeichnet. Gut so, denn wenn man Abende schon konservieren will, dann nur solche.

Mittwoch, 9. November 2011

Friska Viljor, Röhre Stuttgart, 8.11.2011


Die liebe Sabine war gestern auf dem Friska Viljor Konzert in der Röhre zu Stuttgart. Sie war so begeistert, dass sie das Erlebte mit der Menscheit teilen will. Cigarettes In Hell will helfen und daher veröffentlichen wir nun ihren Konzertbericht. Leider hat sie keine Bilder vom Konzert gemacht. Daher habe jetzt ein kurzes Video vom Reeperbahn Festival, dass ihr das Geschriebene besser einordnen könnt. Danke Sabine!





Frauen, Alkohol und Rock’n‘Roll: Die beiden Herren  von „Friska Viljor“ haben es tatsächlich geschafft, drei Alben hintereinander nur über Frauen und Fusel zu singen. Jetzt sind Daniel Johansson und Joakim Sveningsson endlich wieder unterwegs. Ihr Weg führte sie gestern, am 08.11.2011 nach Stuttgart - im Gepäck ihr  viertes Album “The Beginning of the Beginning of the End”. Erneuter skandinavischer Abend in Stuttgart - zeitgleich spielen Katzenjammer aus Norwegen im LKA, ebenfalls quasi schon Dauergäste im Ländle. In der ausverkauften Röhre warten alle auf den Beginn des 4. Konzerts der Schweden Friska Viljor in Stuttgart. Um neun geht’s los.
Die Auswahlkriterien für Vorbands sind vielleicht nicht immer ganz nachvollziehbar, aber hier liegen sie geradezu auf der Hand. Auf der Bühne steht William The Contractor. Und er bleibt dort auch den Abend über, denn dahinter verbirgt sich Markus Bergqvist, der Tourdrummer von Friska Viljor.  Dem treuen Trinkkumpanen von Daniel Johansson und Joakim Sveningsson gebührt damit die Ehre, den Abend in der ordentlich gefüllten Röhre zu eröffnen. Er  stellt sein aktuelles Album “Tall Stories“ vor. Das klingt anders als Friska Viljor, er ist ja auch allein (teilweise von Bassist und Keyboarder unterstützt) und spielt akustische Gitarre. Und das macht er gut.
Dann stehen Friska Viljor auf der Bühne. Unpünktlich waren sie – unverschuldet  – denn sie wollen ihr Publikum nicht unnötig warten lassen: „We don’t do that Rockstar Shit“. Störte aber auch keinen. Die charismatischen Frontmänner Joakim Sveningsson und Daniel Johansson sind in Quintettstärke angetreten und haben drei Mann an Bass, Schlagzeug und Keyboard mitgebracht, um das Publikum zum Tanzen zu bringen. Das gelingt ihnen auf Anhieb, denn die erste Hälfte des Konzerts klingt fröhlich wild, laut und munter - schwedische Gute-Laune-Musik eben. Begleitet von Ukulele, Melodica, Mandoline, Ukulele und Trompete spielt die Kapelle ihren Folk-Pop-Mix. Viele Stücke stammen vom aktuellen Album “The Beginning of the Beginning of the End“ wie “Larianov” oder “Come On”.
Mehr gebrochene Herzen, weniger Alkohol scheint es im zweiten Teil des Konzerts zu geben. Erst dann werden die Schweden chronisch melancholisch wie mit dem grandiosen “Useless“, das so phantastisch ausfällt wie auf “The Beginning Of The Beginning Of The End”.Die angezogene Handbremse wird im dritten Teil des Konzerts rechtzeitig gelöst. Die ausgelassene Menge tobt - ein Zustand, der sich bis zum Schluss nicht mehr ändert. Beinahe zwei Stunden stehen die Lieblingsschweden auf der Bühne und nehmen die Besucher komplett für sich in Anspruch. Für die Fans in Stuttgart gibt es gleich zwei Zugaben. Das Publikum hat Spaß, zweifellos. Am Ende begeisterter Jubel und fröhliche Gesichter überall.

Montag, 7. November 2011

Florence & The Machine - Ceremonials

erschienen am 28.10.2011 über Island (Universal) 


Als ich 2009 in London war, hieng das Gesicht einer neuen Künstlerin an jeder Straßenlaterne. "Lungs" das Debut von Florence & The Machine. Das etwas märchenhaft und bei genauem Hinschauen etwas eklig wirkende Albumcover. Hatte mich dann irgendwann so dass ich ganz unbedarft in den nächsten HMV spazierte und das Album kaufte, ohne je einen Song gehört zu haben. Naja vielleicht lag es auch daran dass ich meine letzten Pfund los werden wollte. Dennoch habe ich es bis heute nicht bereut. "Lungs" ist ein tolles Album und hob die Sängerin Florence Welch in den britischen Pop-Himmel. Jetzt kam der Nachfolger "Ceremonials", schon auf dem Cover düster daher.

Was zeichnet diese Band eigentlich aus?  Pathos, große Gesten, großes TamTam .. Zurückhaltung geht anders. Das gilt auch für Ceremonials. War jedoch mit z.B. "You got the love" ein eher fröhlicher Pop-Song. An größe hat Ceremonials nichts eingebüßt. Es ist nur dem Albumtitel entsprechend wesentlich düsterer geworden.Man fühlt sich in manchen Songs wirklich wie in einer Kirche. Die Chorsgesänge von z.B. in "Leave My Body" theamtisiert nichts weniger als die Schlacht zwischen Gut und Böse. Das funtkioniert auch für Ceremonials in Teilen ganz wunderbar. Das tut es meist dann wenn die Songs nicht allzu sehr mit Streichern oder Chören überladen werden wie z.B. bei der Single "Shake It Out".



"Ceremonials" ist also ein großes Album geworden. Das ist gerade bei so jungen Bands nach erfolgreichem Debut oftmals sehr problematisch. Leider gehen in der Übergröße dieses Albums auch einige Songs unter. Man wird von den Eindrücken irgendwie erschlagen. Nur groß ist halt oftmals auch nicht die Lösung. Es macht das Große sozusagen irgendwann zur Normalität und es fällt schwer noch Highlights zu erkennen. "Heartlines" gibt aus tiefsten Herzen alles. Ist für sich alleine sicherlich auch ein großartiger Song aber im Gesamtkonzept. Geht er doch im Pomp der Platte unter und leider ist das nicht das einzige Stück dem es so geht. Einige Highlights wie "Spectrum" gibts es trotzdem.

Nichtsdestotrotz ist Ceremonials ein solides Stück Pop geworden. Groß, größer am größten sollte das Motto sein. Das wurde erreicht. Aber leider ist man damit wohl etwas über das Ziel hinausgeschossen. Daher muss die liebe Frau Welch diesesmal auf zwei Zigaretten verzichten. 

Wertung:

Sonntag, 6. November 2011

Youth Lagoon - Year Of Hibernation

erschienen am 27. September 2011 über Fat Possum


Worüber man nicht reden kann, darüber muss man schweigen. Das haben andere schon vor mir gewusst. Und eigentlich kann man über das Wirkliche von Musik nicht reden und schon gar nicht schreiben. Wenn sie richtig trifft macht sie uns genau so sprachlos wie die Liebe. So geht es uns doch eigentlich bei jeder Kunst. Wir beschreiben Farben, Töne, Textsorten, Stile etc. können damit aber nur schwer das eigentliche Wirken von Kunst in uns ausdrücken. Und trotzdem tun wir es immer wieder. Ist doch ein Großteil der Kunst nichts anders als der Versuch Liebe auszudrücken - in welcher Form auch immer. Für mich funktioniert Kunst immer dann am Besten, wenn sie es schafft, mich in Situationen zu versetzen die ich kenne und in die ich mich stark einfühlen kann.


Year Of Hibernation von Youth Lagoon ist für mich ein leicht bekiffter Sommertag mit 16, die Zeit kurz vor dem Sonnenuntergang, mit Freunden irgendwo im Grünen. An diesem Tag ist jemand gestorben, der dir und deinen Freunden viel bedeutet hat und euch wurde klar, dass sich alles ändert. Dass der Sommer endet. Dass ihr älter werdet und ihr nie wieder 16 sein werdet. Es ist eine Musik zwischen Freude und Trauer. "I don't think I could ever write a completely happy album. It's not that I'm not a happy person but I just have too many things in my mind that haunt me.", sagt Trevor Powers, der Youth Lagoon ist. Kein Leben ist nur traurig aber jedes Leben ohne Trauer ist ohne Substanz. Powers schafft es, diese Erkenntnis in ein Gefühl und dieses Gefühl auf Platte zu bannen.




Musik bei der einem klar wird wie traurig und schön das Leben zugleich ist. Wie das Gefühl ist auch die Musik von Youth Lagoon nur schwer zu fassen. Keyboard, Drumcomputer, Glockenspiel, ab und an eine Gitarre und eine verhuschte Stimme die meistens sehr zurückhaltend zwischen dem Ganzen schwebt ergeben Songs wie etwa "Seventeen". Es ist ein unschuldiger Sound, im wahrsten Sinne ein Jungbrunnen, der irgendwo im zeitlosen Raum steht und uns hilft uns zu erinnern, zum Beispiel an bekiffte Sommertage mit 16. Ich hätte nach dem ersten hören darauf getippt, dass es eine Frau ist, die da singt - ähnlich wie aber auch bei Beach Houses (TOLL!!!) Victoria Legrand, fällt es schwer, die Stimme klar einem Geschlecht zuzuordnen und eigentlich ist das ja auch völlig unwichtig. Um das Gefühl geht es und wie wenig anderen gelingt es dem 22-jährigen Powers dieses in seiner Kunst umzusetzen.


Eine Platte voller Wahrhaftigkeit mit Themen die so zeitlos sind, dass sie den 18 wie den 80 jährigen berühren weil sie ehrlich sind – sie sind wahr, und schon wieder sind wir bei Hemingway (s. Ryan Adams – Ashes & Fire Review hier auf dem Blog). So liegt Powers mit seinem Vorsatz „I know that if I can be honest about what is inside my mind, there will be others that will be able to relate to it" bei mir genau richtig und bekommt die volle Punktzahl für ein Album wie eine eigene Erinnerung.

 Wertung:

Samstag, 5. November 2011

Anna Ternheim - The Night Visitor

erschienen am 28.10.2011 über Stockholm Records (Universal)


Es ist Herbst geworden in unseren Breitengraden. Verdammt kurze Tage, weniger Sonne und Blätte in allen erdenklichen Farben. Man ist mehr drinnen als draußen. Man kuschelt sich in Wolldecken auf bereitgestellte Polstermöbel und trinkt Tee (mit oder ohne Rum).... und man hört ruhigere Musik. Herbst ist wohl die Zeit für Singer-Songwriter Pop wie den von Anna Ternheim. Die 33-jährige Schwedin (Stockholm) praktiziert diesen jetzt schon auf ihrem vierten Soloalbum "The Night Visitor"

Wie der Albumtitel schon verrät geht es auf dem Album verhältnismäßig düster zu. Das passt gerade super in die Jahreszeit. Mit ihren Songs versucht Anna immer die ideale Balance zwischen Abstrakt- und Konkretheit abzubilden, um dem Hörer die Möglichkeit der Interpretation einzuräumen. Besonders eindrucksvoll gelingt ihr das in dem Stück "Bow Your Head", in dem es um die Unschuld und Unbedachtheit von junger Liebe geht. Ein toller Song mit wunderbaren Lyrics.

Der Song "Walking Aimlessly" geht es dann um das sich Treibenlassen und der gleichzeitig vorhandenen Sehnsucht nach Geborgenheit und Heimat. Der Song beschreibt diese zwiespältige Gefühlslage in der sich viele Menschen befinden die noch nicht alt und nicht mehr jung sind. Sehr ruhig vorgetragen und schön.

Der absolut beste Song ist jedoch das Duett mit Pat McLaughlin, dem Besitzer des Studios in dem "The Night Visitor" aufgenommen wurde. Eine sehr einfühlsame Ballade mit einer vom Leben gezeichneter Männerstimme als Beistellkunstwerk. Bei "The Longer The Waiting, The Sweeter The Kiss" muss man sein Interpretationstalent nicht sonderlich bemühen. Es geht um das was der Titel schon vorgibt um das große Warten auf den Prinz oder die Prinzessin. Manchmal lohnt es sich und manchmal wartet man vergebens.





Leider sind diese drei Songs auch schon die einzigen die sonderlich erwähnenswert sind. Die anderen Songs sind kaum der Rede wert, halten aber die selbe Stimmung um das Album ohne Probleme am Stück genießbar zu machen. Zwei Songs mehr von den oben beschriebenen und ich würde ohne Zögern vier Kippen verteielen. Leider ist mir das dann aber doch etwas zu wenig auch wenn die Atmosphäre den Herbst wirklich wunderbar einfängt.

Wertung:

Freitag, 4. November 2011

We Were Promised Jetpacks - In The Pit Of The Stomach

erschienen am  4. Oktober 2011 über Fat Cat Records



We Were Promised Jetpacks, die Band mit einem der tollsten Namen der letzten Jahre, legt im Oktober ihr zweites Album "In The Pit Of The Stomach" vor. Und die Edinburgher Jungens um Adam Thompson machen auch auf dem Nachfolger zu ihrem umjubelten Debüt wieder mächtig Druck. Gleich der Opener „Circles and Squares“ rockt sich sauber irgendwo zwischen der frühen Ungestümtheit der Arctic Monkeys und der Rohheit der Japandroids ein. Ein sehr gelungener Einstieg, der Ton und Gefühl des Albums vorgibt. Jung und Zügellos würde jetzt von den Assoziationen in die falsche Richtung gehen, beschreibt aber so ziemlich was den Charme dieser Band ausmacht. Das macht Spaß und nimmt einen gefangen. Für einige Songs zumindest. Der ideale Soundtrack um eine Indie Party zu beschallen. Das Ganze am Besten gemeinsam mit dem Debüt von 2009. Denn was dieses auszeichnete, findet man auch auf dem Nachfolger. Ich hatte mir das Album gemeinsam mit dem Erstling auf mein Audio Abspielgerät gezogen ohne nach Alben zu trennen und konnte den Songmix ohne weiteres Nachfragen als ein sauberes Doppelalbum ohne großartige Stilsprünge durchlaufen lassen. Wer von „These Four Walls“ begeistert war, wird auch von „In The Pit Of The Stomach“ nicht enttäuscht sein. Ich bin es zumindest ein paar Songs lang.

Auf Albenlänge wird mir persönlich das Ganze aber ein wenig zu eintönig. Schön wenn eine Band ihren Sound findet. Ein wenig mehr Veränderung über die Gesamtspielzeit hätte dem Album aber sicher gut getan. Teilweise horcht man auf. „Medicine“ ist mit seinen offensichtlichen Franz Ferdinand Anleihen gleich zu Beginn ein tanzbarer Ausfallschritt aus dem sonst vorherrschenden Schema. Erst der letzte Song „Pear Tree“ schafft es mit seiner recht gedrückten Stimmung wieder einen Akzent zu setzen. Hier bekommen wir in einem Song mehr Varianz in Stimmungen als zuvor über das ganze Album. Die grandiosen Songepen der Trail of Dead standen hier Pate und zeigen in die richtige Richtung.



Insgesamt ist mir das Ganze aber zu wenig für ein sehr gutes Album. Warten wir es ab, die Band zeigt durchaus Qualitäten und schafft mit diesem zweiten Album zwar keine wirkliche kreative Weiterentwicklung, hält das druckvolle Niveau des ersten Albums aber allemal. Und sie wären ja bei Leibe nicht die erste Band, die auf dem "schwierigen" zweiten Album noch die sichere Nummer fährt. Wegen dieser Hoffnung und der Tatsache, dass das Album auf jeden Fall einen Hördurchlauf in der Woche Spaß bringt, runde ich die empfundenen 2,5 Kippen auf 3 auf und hoffe das nächste Mal auf ein wenig mehr Variation. Wieso nicht mal ´ne Schnulze zwischendurch!?

Wertung:

Mittwoch, 2. November 2011

Noel Gallagher, HMV Forum London, 30.10.2011

Gerüche sind was wunderbares. Man verknüpft Sie automatisch mit der Vergangenheit. Ob gut ,ob schlecht, der Geruch nimmt da keine Rücksicht. Am Ende des Konzerts im alt ehrwürdigen Forum in London (Kentish Town) roch es nach Oasis. Versteht mich nicht falsch es roch nicht gut. Hauptsächlich roch es nach Bier und Schweiß als ich über Massen von leergetrunkenen Plastikbechern gen Ausgang torkelte. Wenn man nach links und rechts schaute spührte man ein Gemeinschaftsgefühl wie in alten Tagen. Die Besucher hatten mal wieder zusammen ein Oasis Konzert durchgegröhlt. Die Stimmbänder am Arsch aber mit einer inneren Glückseeligkeit, die man nur schwer verstehen kann wenn man Oasis nicht live in England gesehen hat. Aber jetzt mal zurück zum Anfang.

Zum Beginn steht man in England landestypisch erstmal in einer nicht enden wollenden Schlange. Aber das macht nichts weil man ist ja voller Vorfreude auf das ist was da kommen mag. Ausserdem ist es eine schöne Möglichkeit zu sehen wie das Publikum aussieht und ob es sich verändert hat über die abstinenten Jahre. Hat es nicht - sieht immernoch top aus ;-). Nachdem ich es dann ins Venue geschafft hatte, die Jacke los wurde und mit Bier versorgt war, staunte ich über die Schönheit der Location. Aufgebaut wie ein altes britisches Theater mit hängender Tribüne über dem Pöbel (ganz wie bei Shakesbears Groundlings), versprühte das Venue eine alt ehrwürdige Atmosphäre mit trotzdem modernen Charme. 


Musikalisch eröffnet wurde der Abend von Murray James, dessen einzige Kernkompetenz war durch Gesang sein Geschlecht zu verschleiern. Er sang dermaßen beindruckend weiblich und soulig, dass wenn man die Augen schloss, schwören würde auf der Bühne stände eine Soul-Diva. Leider passte das nicht wirklich zum Abend und erst recht nicht zum Publikum. Daher war der Auftrit auch zu Recht ziemlich kurz. Nach einer längeren Aufbauphase wurde zur Musik mitgegröhlt oder klassisch das Bier nachgefüllt.


.... und dann kam Noel läßig und ziestrebigen Schrittes auf die Bühne. Man merkte ihm an er hat sich nun mit der Rolle des Frontmanns zurecht gefunden. Er selbst hatte ja Zweifel ob die Bühnenmitte seine ureigens angestammte Position sei. Aber nach den paar Konzerten, die er vor diesem gespielt hatte, scheint er angekommen im Rampenlicht. Da stand er nun hell erleuchtet - der Messias der britischen Popmusik. Ohne ein Wort zu verlieren legte er auch schon los. Am Anfang stand verblüffender Weise kein neuer  Track sondern eine alte aber trotzdem dennoch wunderbare Oasis B-Seite von Whatever. Man könnte es auch als Signal an Beady Eye interpretieren, dass gerade "It's Good (to be free)" an den Anfang von Noels Konzerten gestellt wurde. Wie auch immer, das Publikum hatte er somit schonmal auf seine Seite gebracht. Es gröhlte und schwelgte in Nostalgie ob  des alten Klassikers. Es ist bestimmt nicht bei jeder Band so, dass das gesamte Publikum eine B-Seite einer Single aus dem stehgreif mitgröhlen kann. Aber Oasis hatten und haben in England schon immer eine Sonderstellung inne. 

Als erster Nicht-Oasis-Track kam dann der Albumopener "Everybody's On The Run". Trotz der vermeintlichen "frische" des Songs zeigte sich das Publikum auch hier wieder textsicher. Besonders bei der Bridge des Songs wurden die Arme gen Himmel gereckt. Trotzdem spührte man, dass die "neuen" Songs nicht ganz so extatisch abgefeiert wurden wie die Oasis Gassenhauer, die Singles "If I Had A Gun" und "The Death Of You And Me" mal ausgenommen. Es wurde auch ein neuer Song namens "Freaky Teeth", der vermutlich auf dem im nächsten Jahr erscheinenden Nachfolger von "Noel's High Flying Birds" sein wird. Hier spührte man gar eine leichte Verunsicherung auf Grund dessen, dass den wenigsten die Lyrics bekannt waren.

Aber Noel ganz Profi wusste durch kurze und knackige Einsatz-Ansagen die Spannung während des gesammten Konzerts hoch zu halten. Nicht zu letzt durch die gute Mischung aus alt bekanntem wie z.B. "Wonderwall", "Suerpsonic" oder "Talk Tonight" und neuen Songs. Mit dem eher schwächeren Song "(Stranded On) The Wrong Beach" verabschiedete sich Noel dann von der Bühne um kurz darauf wieder zur Zugabe zurück zu kommen. Und diese Zugabe sorgte dann final doch für das zu Beginn geschriebene Gefühl und auch den Geruch.

Denn sobald die ersten Akkorde von "Don't Look Back in Anger" anklungen versank das Publikum wieder in eine sakrale Stimmung und schwelgte lautstark in der Vergangenheit. Die Songs der Zugabe wurden allesamt den verstorbenen Oasis gewidmet. Als großartigen Abschluß spielte Noel dann "Little By Little" (Jukebox-Nr in der Stammkneipe 636). Und langsam, ganz langsam (little by little) wurde dem Publikum klar. Es ist gar nicht so schlimm das Oasis nicht mehr ist. Die Songs werden bleiben und die Fans auch! 

Und weil das Konzert so super war und ich will dass ihr einen besseren Eindruck davon bekommt, habe ich auch ein kleines Video gebastelt. Entschuldigt meine diletantisch, verwackelte Kameraführung. Ich hoffe es gefällt trotzdem.