Sonntag, 6. November 2011

Youth Lagoon - Year Of Hibernation

erschienen am 27. September 2011 über Fat Possum


Worüber man nicht reden kann, darüber muss man schweigen. Das haben andere schon vor mir gewusst. Und eigentlich kann man über das Wirkliche von Musik nicht reden und schon gar nicht schreiben. Wenn sie richtig trifft macht sie uns genau so sprachlos wie die Liebe. So geht es uns doch eigentlich bei jeder Kunst. Wir beschreiben Farben, Töne, Textsorten, Stile etc. können damit aber nur schwer das eigentliche Wirken von Kunst in uns ausdrücken. Und trotzdem tun wir es immer wieder. Ist doch ein Großteil der Kunst nichts anders als der Versuch Liebe auszudrücken - in welcher Form auch immer. Für mich funktioniert Kunst immer dann am Besten, wenn sie es schafft, mich in Situationen zu versetzen die ich kenne und in die ich mich stark einfühlen kann.


Year Of Hibernation von Youth Lagoon ist für mich ein leicht bekiffter Sommertag mit 16, die Zeit kurz vor dem Sonnenuntergang, mit Freunden irgendwo im Grünen. An diesem Tag ist jemand gestorben, der dir und deinen Freunden viel bedeutet hat und euch wurde klar, dass sich alles ändert. Dass der Sommer endet. Dass ihr älter werdet und ihr nie wieder 16 sein werdet. Es ist eine Musik zwischen Freude und Trauer. "I don't think I could ever write a completely happy album. It's not that I'm not a happy person but I just have too many things in my mind that haunt me.", sagt Trevor Powers, der Youth Lagoon ist. Kein Leben ist nur traurig aber jedes Leben ohne Trauer ist ohne Substanz. Powers schafft es, diese Erkenntnis in ein Gefühl und dieses Gefühl auf Platte zu bannen.




Musik bei der einem klar wird wie traurig und schön das Leben zugleich ist. Wie das Gefühl ist auch die Musik von Youth Lagoon nur schwer zu fassen. Keyboard, Drumcomputer, Glockenspiel, ab und an eine Gitarre und eine verhuschte Stimme die meistens sehr zurückhaltend zwischen dem Ganzen schwebt ergeben Songs wie etwa "Seventeen". Es ist ein unschuldiger Sound, im wahrsten Sinne ein Jungbrunnen, der irgendwo im zeitlosen Raum steht und uns hilft uns zu erinnern, zum Beispiel an bekiffte Sommertage mit 16. Ich hätte nach dem ersten hören darauf getippt, dass es eine Frau ist, die da singt - ähnlich wie aber auch bei Beach Houses (TOLL!!!) Victoria Legrand, fällt es schwer, die Stimme klar einem Geschlecht zuzuordnen und eigentlich ist das ja auch völlig unwichtig. Um das Gefühl geht es und wie wenig anderen gelingt es dem 22-jährigen Powers dieses in seiner Kunst umzusetzen.


Eine Platte voller Wahrhaftigkeit mit Themen die so zeitlos sind, dass sie den 18 wie den 80 jährigen berühren weil sie ehrlich sind – sie sind wahr, und schon wieder sind wir bei Hemingway (s. Ryan Adams – Ashes & Fire Review hier auf dem Blog). So liegt Powers mit seinem Vorsatz „I know that if I can be honest about what is inside my mind, there will be others that will be able to relate to it" bei mir genau richtig und bekommt die volle Punktzahl für ein Album wie eine eigene Erinnerung.

 Wertung:

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