Mittwoch, 13. Juli 2011

The Morning After - I said something. You said something

erschienen am 8.7.2011 via Timezone


Gießen ist eine Stadt voller Widersprüche. Hässliche Gebäude, meist hübsches Inneres. Verrückte Einwohner, die man aber allsamt irgendwann ins Herz geschlossen hat. Dauerregen trifft auf sonnige Gemüter. Insofern ist es nur konsequent, dass The Morning After aus - Überraschung - Gießen ein Album wie "I said something. You said something." aufgenommen haben, denn auch dieses steckt voller Widersprüchen.

Während sich der Grundtenor der Songs oft im Franz-Ferdinand-Kosmos bewegt, gibt es hier immer wieder interesannte Anleihen aus dem Rock-, Prog- und Synthie-Pop-Bereich, die das Ganze ungemein auflockern. Schon die ersten beiden Songs, "Modern Machine" und "Art" beweisen eindrucksvoll, dass die Band Widererkennungswert besitzt. Auch die erste Single "You're so Disco" begeistert mit einem tanzbaren Refrain und einem Kiss-Zitat und mit "Green.Green" gelingt den Jungs sogar ein astreiner Pup-Schunkelsong. Mit "Cocoon", dem besten Song der Platte, hat man dann einen emotionalen Brecher geschaffen, der perfekt zwischen Agonie und Wut pendelt.

Leider erzeugt die Gerne-Wilderung bei manchen Liedern auch ein Gefühl der Unausgegorenheit und Richtungslosigkeit. Gerade "Socrates' Cup" und "Towns" mangelt es da etwas an klarer Linie. Gerade gegen Ende häufen sich dann die mittelmäßigen Songs. Weder "All Concerns", noch "Neon Lights" bleiben im Ohr. Auch die Stimme von Nils Hartung gleitet mir durch seine sehr deutsche Aussprache dann doch etwas zu oft in Liquido-Gefilde ab. Mit dem letzten Stück verabschiedet man sich aber noch mal sehr ordentlich.

Insgesamt bietet das Album jedenfalls handwerklich guten Indie-Pop mit einigen Highlights, dennoch ist natürlich noch etwas Luft nach oben, deswegen vergebe ich drei lodernde Glimmstengel und erhebe mein Glas. Auf The Morning after, auf Gießen und auf alle Widersprüche dieser Welt.

Wertung:











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