Sonntag, 25. September 2011

Brooke Fraser, Muffathalle München, 20.09.2011

Beginnen wir mit einem Geständnis. Ich kannte von Brooke Fraser bisher lediglich ihren „Hit“ „Something in the water“. Nicht vom bewussten hören – sondern eher vom im Hintergrund berieselt werden während dem Döner kaufen in der Mittagspause. Schicker Song an sich, geht gut ins Ohr, schöne Stimme, Chöre wie ein Pack besoffene Piraten – hat mir gefallen, hab ich jedes Mal gern hingehört – hat mich aber nie so gepackt, dass ich jetzt unbedingt das Album besitzen müsste oder auf ein Konzert gehen. Entsprechend gering waren meine Ansprüche als ich von meinem Vater auf das Konzert nach München eingeladen wurde.

Ein netter Abend mit ein wenig Unterhaltungsmusik, man wartet zwischen Durchschnitt auf den einen Song, drinkt 5-7 Bier im Hintergrund und hatte eine schöne Zeit in München. Ein netter Abend eben. Hatte ich mich ganz schön geschnitten. Zunächst dann noch die Nachricht dass das Konzert vom kleinen schnuckeligen Ampere in die Muffathalle nebenan verlegt wurde, wegen der großen Nachfrage. Schön für Brooke, der ich nach dem Konzert jeden einzelnen Fan gönne. Schade aber weil erstens das Ampere schön intim ist und der Weg zur Bar entsprechend auch kürzer und zweitens, weil in der großen Nachfrage natürlich auch ein großer Teil Publikum dabei ist der sich „Something in the water“ am liebsten auf der Bierbank der Wiesen anhört. Wie erwartet war das Publikum an sich dann auch doch eher Antenne 1. War aber egal, denn insgesamt hat die Stimmung gepasst. 

Das Publikum war gut drauf, Brooke war gut drauf, und so konnte weder das teilweise Atmosphäre totklatschen wie nach der Landung auf Mallorca, noch die ein oder andere Zuschauerin im Dirndl das Erlebnis trüben. Das lag zum großen Teil auch an der international zusammengestellten Band von Fraser. Besonders der Drummer machte unglaublich Druck. Halb deutscher, halb Mexikaner würde er in seinem Drumstil wilde Rohheit und Exaktheit verbinden, meinte das einzige Mädchen auf der Bühne während der Bandvorstellung – und ich kann ihr nur zustimmen. So ein intensives Drumming habe ich das letzte Mal beim Black Rebel Motorcycle mit Leah Shapiro erlebt.  Doch auch der Rest der Band war erste Sahne und so hat diese eingespielte Truppe die Songs der drei Alben noch mal auf ein ganz neues Level gehoben. In den letzten Tage habe ich die Alben nachgehört und musste leider feststellen, dass das Ganze hier sehr viel zahmer produziert ist als es live gespielt wird. Live lieferte Fraser und Band nämlich zu großen Teilen des Abends eine großartige Rockshow.

Stark von der Perkussion getrieben schaute ich mich manchesmal um, wann denn Hannibal mit seinen Elefanten um die Ecke kommt. Das tut den Songs verdammt gut und so wird der erwartete „nette“ Popabend zu einem äußert unterhaltsamen, teilweise harten, teilweise mysthisch balladesken Rockkonzert von einer Künstlerin die diesen Begriff wirklich ausfüllt. Klar sind einige simple Popliedchen im Programm dabei und auch der Hit wird natürlich gespielt. Immer wieder zeigt sich aber eine andere, tiefere Seite, mit der Brooke Fraser einfach verzaubert. Insgesamt ein sehr reifes Konzert nach dem eigentlich nur der Wunsch bleibt, dass das nächste Album ein bisschen weniger gefällig produziert wird, damit diese live Atmosphäre auch auf die heimische Anlage übertragen wird. Hätte ich mir eigentlich denken können – wer Songs über Jacques Kerouac schreibt und, nach eigener Aussage, gern an Wunden schnüffelt, kann so verkehrt nicht sein.



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