Mittwoch, 12. Oktober 2011

Feist - Metals

erschienen am 30. September 2010 via Polydor


Vier lange Jahre hat uns Leslie Feist schmoren lassen, nur um uns dann wie beiläufig ohne großes Promo-Tamm-Tamm den Nachfolge zu ihrem Mega-Durchbruchsalbum "The Reminder" vor die Füße zu werfen. Und wir? Waren gespannt wie mehrere Flitzebögen. Was würde uns erwarten? Musikalisches Neuland? Totalkommerzverweigerung? Reminder Teil 2? Die Antwort liegt, wie so oft, zwischen den Stühlen. Die Stakkato-Strophen im Opener "The Bad in each other" lässt dann auch gleich erahnen, dass Madame Feist nicht vier Jahre in der Hängematte gedöst , sondern durchaus an ihrem Sound geschraubt hat. Diese rauhere Richtung hält sie zwar nicht den gesamten Song durch, da sie sich einen sehnsuchtsvollen Refrain dann doch nicht verkneifen konnte, aber insgesamt klingt das schonmal ordentlich nach Weiterentwicklung.

Spätestens mit dem zweiten Song, Graveyard, holt die sympathische Kanadierin dann auch alle anderen ins Boot, die es eher etwas traditioneller mögen. Sehr schön auch der Chor zum Schluss. Mit "Cought a Long Wind" folgt dann die erste Ballade, die die Fu
ßstapfen von Großtaten wie "Let it die" locker ausfüllt. Ganz großes Kino und tolles Songwriting sowieso. Dass mit "How come you never go there" gerade ein weniger zugänglicher Song ohne großes Hitpotential als erste Single ausgewählt wurde, kann man wohl getrost als Mittelfinger in Richtung derer deuten, die sehnsüchtig auf ein neues "1, 2, 3, 4" gewartet haben. Feist hat eben ihren eigenen Kopf.

Dies wird besonders im experimentellen Cello-Zappler "A Commotion" deutlich, bei dem es schon einige Durchläufe braucht, um den eigentlichen Song zu erkennen. Was solls, wer vier Jahre auf den neuen Output gewartet hat, hat auch noch ein paar Durchläufe mehr Zeit - besonders wenn man danach mit den honigsüßen Kleinoden "The Circle married the Line" und "Bittersweet Melodies" belohnt wird. Zuckerbrot und Peitsche, so läuft das.

Der Teufel steckt hier - mehr als bei jedem anderen Feist-Album - definitiv im Detail. Hier wurde an jedem Song so lange geschraubt, gedreht und rumgeschnitten, bis es auch noch nach dem zehnten Durchgang für jeden Hörer etwas neues zu entdecken gibt. Ein besonders Kunststück gelingt mit "Metals" auch deswegen, weil das Album trotz seiner Eskapaden unheimlich geschlossen und rund klingt. In "Anti-Pioneer" werden dann behutsam ein paar Country-Gitarren um einen traurigen Text gesponnen.

"when the flag changes colours
the language knows
when the month changes numbers
it's time to go"

Diese Frau singt das dann auch noch dermaßen authentisch, dass man am liebsten gleich losheulen möchte.



Der einzige Grund, warum ich die fünfte Zigarette dann doch stecken lasse ist, dass die Balladendichte gegen Ende dann doch etwas überhand nimmt und quasi ab Lied 6 kein einziger Uptempo-Song mehr kommt. Zwar sind die ruhigeren Songe durchweg gelungen, erzeugen aber besonders beim Schluss-Trio "Cacades and Gulls", "Comfort me" und "Get it wrong, get it right" für ein wenig Monotonie, da hier drei soundtechnisch sehr ähnliche Songs hintereinander gepackt wurden. Aber irgendwas hat er ja immer zu meckern, der werte Herr Rezensent.


Wertung:

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