Wo meine ursprüngliche Rezension in etwa so geklungen hätte: "Gähn ... schnarch ... langweilig ... schnarchschnarch ... meh, zwei Zigaretten!",
liest sie sich nun eher folgendermaßen:
Knapp fünf Jahre nach dem Wischi-Waschi-Doppelschlag "Stadium Arcadium" veröffentlicht das Schotenquartett, dem zwischenzweitlich John Frusciante abhanden gekommen und dafür Josh Klinghoffer zugelaufen ist, ihr zehntes Album. Bandangaben zufolge handelt es sich dabei um das Destilat aus 80 aufgenommenen Songs, was angesichts der Tatsache, dass die maue Vorabsingle "The Adventures of Rain Dance Maggie" keine einzige B-Seite abgeworfen hat, mehr als fragwürdig erscheint.
Dass dennoch viel Zeit im Studio verbracht wurde macht gleich der Opener "Monarchy of Roses", der sich mit seiner rumpelnden Strophe und der leuchtenden Discokugel im Refrain deutlich vom bisherigen Schaffen der Band abhebt. Schon mit "Factory of Faith" betreten die Jungs dann aber schon wieder bekanntes Terrain. Scar-Tissue-Gedächtnisstrophe, mehrstimmiger Gesang, Sonnenscheingroove und eingägniger Refrain. Für die Chili Peppers sicherlich nur eine Fingerübung, aber trotzdem gut. Mit "Brendan's Death Song" hält dann die erste Ballade Einzug in die Songsammlung und überzeugt durch mitreißenden Songwriting und zur Abwechslung mal Lyrics ohne Blödeleien. Guter Start.
Die Hauptfrage, die sich natürlich früher oder später stellt lautet: Kann Herr Klinghoffer die Lücke schließen, die der - mittlerweile zweite - Weggang von John Frusciante hinterlassen hat. Die Antwort lautet "nein, aber ...", da Josh über die gesamte LP-Länge weder durch himmlische Harmoniegesänge noch durch experimentelle Gitarrenkapriolen (beides Spezialitäten von Frusciante) auf sich aufmerksam macht, sich dafür aber komplett in den Dienst der Songs stellt.
Erfreulich ist, dass die Band ihrem Sound zum 10ten Veröffentlichungsjubiläum tatsächlich ein paar neue Farben hinzufügen kann. Besonders deutlich wird das beim rockigen "Even you Brutus" und dem ekstatischen Schlusspunkt "Dance, Dance, Dance". Dennoch werden immer wieder beherzt Songs eingestreut, die seelige Zeiten heraufbeschwören: Sowohl das Popjuwel "Police Station" als auch das schwelgerische "Meet me at the Corner" lassen alle Herzen höher schlagen, die den beatle-esquen Melodien der Vor-Vorgängers "By the Way" nachweinen Den kalifornischen Sunnyboys um Anthony Kiedis ist mit "I'm with you" das perfekte Zwischenalbum gelungen.
Von hieraus kann es überall hingehen. Von wegen "schnarch"! Ich senke mein Haupt, packe noch zwei Zigaretten drauf und behalte eine in der Rückhand, falls ich die Review in zwei Monaten nochmals ergänzen muss.

Sorry, aber die Platte is totaler Schrott!!!
AntwortenLöschenWie gesagt, das dachte ich am Anfang auch. Aber sie braucht einfach nur etwas Zeit.
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